Restaurant Zeughauskeller – Fehlzündung

Eingang des Restaurants

Das Restaurant Zeughauskeller am Zürcher Paradeplatz ist eine weitum bekannte Adresse für währschafte Küche. In der altehrwürdigen Halle aus Stein und Holz wurde früher Kriegsgerät verstaut und in Schuss gehalten, während heutzutage dagegen eine mit gebratenem Fleisch umwickelte Schwertklinge noch das Kriegerischste ist, was auf dem Tisch landen kann. Die Cordon bleus werden jedoch ganz klassisch serviert, verdienen sie eine Siegesparade?

Trotz Reservation und pünktlichem Erscheinen ist erst einmal Warten angesagt. Es herrscht wieder einmal Hochbetrieb an diesem Mittwochabend, die Schlange vor dem Eingang nimmt beeindruckende Dimensionen an. Nach einer Weile ist es dann endlich soweit und wir werden an unseren Tisch geleitet. Im Speisesaal ist deutlich erkennbar, dass wir an einem Tourismus-Hotspot sind: Die Gäste kommen aus der ganzen Welt, ihr Stimmengewirr verwebt sich zu einem babylonischen Klangteppich, welcher meine Lauscher gehörig auf die Probe stellt. Egal ob in den Kronleuchtern, dem nach etlichen Jahren an Nutzung blank polierten Fussboden oder der verzierten Decke, ehrwürdig gealtertes Holz dominiert die Einrichtung und sorgt gemeinsam mit den Steinelementen für eine beinahe schon mittelalterliche Atmosphäre. Das ausgestellte Kriegsgerät aus verschiedenen Zeitaltern (unter anderem eine Flugabwehrkanone) verbreitet einen martialischen Geist, der sich interessanterweise gut in die Gesamtstimmung einfügt.

Die Speisekarte erfüllt die Erwartungen an eine gutbürgerliche Küche, auch in Sachen Cordon bleus wird auf Gängiges gesetzt: Die schönste Speise der Welt ist vom Schwein oder Kalb erhältlich, darin machen es sich Gruyère und Schinken gemütlich. Meine Wahl fällt auf die Variante von der Wutz mit Rösti, auch wenn ich zugeben muss, dass die Wild- und Wurstspezialitäten sehr verlockend klingen. Der Lautstärkepegel bleibt während unseres Besuchs konstant hoch, genau wie die Betriebsamkeit des Personals. In einem Mordstempo schiessen hölzerne Servierwagen mit dampfenden Tellern an mir vorbei, bewundernswerterweise ohne Missgeschick. Es erstaunt nicht, dass es in diesem hochtourigen, militärisch präzisen System nicht lange dauert, bis die Teller mit unseren Bestellungen auf dem Tisch stehen. Die Rösti ist rund und gelb wie der Erntemond, das Cordon bleu nimmt sich dagegen fast ein wenig klein aus. Beim Anschnitt entlockt das Messer der Panade ein sandig-knirschendes Geräusch, das mich vor Skepsis die Augenbraue heben lässt. Sie ist tatsächlich trockener als gewünscht aber immerhin noch ausreichend dünn. Das Schweinefleisch bringt durchaus Zartheit mit, allerdings fehlt mir an einigen Stellen die nötige Portion Saftigkeit. Dank dem nussigen Gout des Gruyère purzeln aber wieder einige Punkte aufs Eindruckskonto, auch wenn er charakterlich milder ist als erwartet. Die Rösti liefert den besseren Gesamteindruck, insbesondere wegen ihres mehlig kartoffeligen Geschmacks und dem Umstand, dass Butter nur angenehm zurückhaltend beigegeben wurde.

Nach der etwas durchzogenen Hauptspeiste regt sich in mir die Hoffnung, dass ein fulminantes Dessert die kulinarische Flugbahn des Abends noch ändern könnte. Leider herrschen dann auch hier gemischte Gefühle: Der Apfelstrudel punktet zwar dank der Füllung aus Äpfeln, Rosinen, Mandeln und Haselnüssen mit einem vielfältigen und trotzdem harmonischen Gaumenbild. Die Vanillesauce, in der er liegt, hat jedoch einen ungewohnten Geschmack, als ob Joghurt drin wäre. Das allein wäre ja nichts schlechtes, die leicht saure Note dominiert aber komplett. Von der erhofften Vanille merke ich so bedauerlicherweise nichts auf der Zunge.

Klare Sache: Wer hervorragende Cordon bleus sucht, weicht in Zürich besser auf eine Alternativadresse aus (Beispiele hier). Wenn ihr aber trotzdem Lust auf das Ambiente bekommen habt, könnt ihr bei eurem Besuch zum Beispiel auch einfach eine der Wurstspezialitäten bestellen. Die sind noch einen Zacken besser und so nicht überall erhältlich.

Bewertung

Schweins Cordon bleu
5/10, «Durchschnittlich»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://www.zeughauskeller.ch/home

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