Restaurant Aufiberg – Laui-Liebe

Der Eingang des Restaurants

Cordon bleu und Wandern, das passt zusammen wie Pech und Schwefel oder Bud Spencer und Terence Hill. Besonders jetzt, wenn es zu herbsteln beginnt, ist der Lockruf der grünen Hänge und panierten Köstlichkeiten besonders stark. Ich konnte nicht widerstehen, habe meine Schuhe geschnürt und mich auf den Weg ins Restaurant Aufiberg gemacht, um euch hier nun von einem Gaumenschmaus zu berichten, der es in sich hatte.

Kurz nach Beginn des Ausflugs droht ihm bereits ein vorzeitiges Ende: Zugausfälle werfen den gesamten Plan über den Haufen und führen zu hektischen Telefonaten zwischen meinem Kompagnon und mir. Eine Verschiebung scheint bereits unabwendbar, doch in buchstäblich letzter Minute kommt die Rettung in Form eines Postautos daher. Dieses bringt mich durch die nass-grünen Hügel des Säuliamts Richtung Baar, wo der fahrbare Untersatz für die Weiterreise bereits wartet. Mit leichter Verspätung aber gut gelaunt treffen wir schlussendlich an unserem Ziel, der Passhöhe Ibergeregg, ein, wo uns Sonnenschein und herbstlich frische Luft erwarten. Der Marsch hangabwärts treibt einem dann wieder den Schweiss auf die Stirn, gut, dass die atemberaubende Aussicht zum regelmässigen Verweilen und Bestaunen einlädt. Die Schritte bleiben trotzdem beschwingt, der Hunger aufs nahende Cordon bleu erweist sich als grossartiger Motivator.

So dauert es nicht allzu lange, bevor wir nach dem Abstieg im obersten Ausläufer von Rickenbach eintrudeln. Hier herrscht eine gemütliche Idylle, die grossartige Sicht auf den Stoos und die dazugehörige Standseilbahn gibt schon einmal einen Vorgeschmack darauf, was uns ein paar Meter weiter entfernt im Restaurant erwartet. Der Empfang in der Gaststube ist herzlich, die Einrichtung der Terrasse macht eher einen zweckmässigen Eindruck. Einzig die Lounge in der Ecke hinter uns fällt aus dem Rahmen. In der Speisekarte ist allerdings keine Spur von Zweckmässigkeit sichtbar, ganz im Gegenteil: Die übersichtliche Auswahl überzeugt durch Bewährtes, welches mit lokalen Zutaten und interessanten Kniffen verfeinert wird. Auch die Cordon bleu Parade gibt ein ansehnliches Stelldichein, acht Arten decken das Spektrum souverän ab. In Sachen Fleisch ist die Abwechslung hingegen nicht sehr gross, fast alle Varianten werden ausschliesslich mit Schweinefleisch serviert. Dass die Sorte mit dem Namen «Poulet» in diesem Punkt aus der Reihe schert, dürfte selbsterklärend sein.

Bei der Käsefüllung ist ebenfalls Regionalität angesagt, verkocht werden nämlich entweder Ufibriger Bergkäse oder Alpkäse von der Alpwirtschaft Laui auf dem Stoos. Zu dieser habe ich eine spezielle Verbindung: Der dortige Älpler, Alois Fassbind, ist lustigerweise der Götti meiner Freundin. Bekannt wurden er und sein Team durch die hausgemachten Käseschnitten, welche mittlerweile schweizweit berühmt sind (Die hohe Kunst der Käseschnitte | Coopzeitung. Ehrensache also, dass ich das «Chili» wähle, gefüllt mit diesem gerühmten Käse sowie Schinken und den pikanten roten Schoten, von denen ich mir noch etwas zusätzlichen Pepp erhoffe. Beim Thema Beilagen gibt es keine Überraschungen, einmal mehr sind Pommes Frites und Gemüse im Rennen. Mein Begleiter wählt das «Trüffel», eine gute Sache, denn dieses wird mit Bergkäse befüllt. Wir sind gespannt, wie sich die beiden Käse im Vergleich schlagen werden.

Unsere Wartezeit wird durch den Blick in die prächtige Natur versüsst. Dazu gesellen sich ein laues Lüftchen sowie sanftes Kuhgebimmel, man könnte problemlos ein erstklassiges Werbevideo für den Schweizer Tourismus drehen. Aber Achtung, bereits kommen die heissen Teller mit unseren Cordon bleus daher. Auch der Küchenchef schneit kurz vorbei und erkundigt sich, ob alles schmeckt. Das wollen wir gerade herausfinden, jetzt heisst es Besteck fassen, Kiefer entspannen und Augen nach vorne auf den Tisch heften. Was dort liegt, gefällt: Die dunkelbraune Panade ist nicht nur optisch ein Leckerbissen (inklusive obenauf liegendem Salbei und Rosmarin, ein nettes Detail), sie überzeugt auch mit ihrer zarten Textur. Eine Etage weiter unten begrüsst einen dann das zarte und saftige Schweinefleisch, welches sich harmonisch-dezent in den Gesamtgeschmack integriert. Wie erwartet ist die Hauptattraktion aber der cremig-weiche Laui-Käse, der sich sanft an meine Geschmacksknospen anschmiegt und im Abgang heimelig nussige Noten hinterlässt, dass es eine Freude ist. Die Chilipaste überrascht mich positiv, sie setzt im Gaumen angenehm fruchtige Akzente und bringt genau die richtige Dosis an Schärfe mit. Eine sehr angenehme Abwechslung zu anderen pikanten Cordon bleus. Als mir mein Begleiter einen Bissen von seinem Trüffel Cordon bleu anbietet, greife ich dankbar zu, obwohl ich eigentlich kein grosser Liebhaber der Edelknollen bin. Es schmeckt aber trotzdem ordentlich, der Bergkäse ist schön sämig und kann sich geschmacklich gerade noch gegen den starken Charakter der Luxuspilze durchsetzen.  Zur Abwechslung schnappe ich mir zwischendurch immer wieder ein paar Pommes Frites, die im Mund als goldig-knuspriger Traum brillieren. Mundig ist auch das Grillgemüse, bei dem ein Hauch Feuer und Grillrost in jedem Bissen mitschwingt.

Der Blick auf die Uhr verrät, dass vor dem Eintreffen unseres Buses noch genug Zeit für einen kleinen Mundvoll Süsses bleibt. Es wird dann aber beinahe doch eine knappe Sache, die Entscheidung zwischen hausgemachten Dessertkreationen und leckeren Coupes fällt nämlich gar schwer. Wir einigen uns auf ein Caramelköpfli und den Mini-Coupe Morgenrot, bestehend aus Erdbeerglace, Schlagrahm und Meringues. Letzterer überzeugt mit mundigem Fruchtglace und luftig-süssem Rahm, kann dem rahmigen Caramelköpfli aber nicht das Wasser reichen, welches im Abgang noch ganz wenig nach geröstetem Zucker schmeckt. Satt und zufrieden würden wir gerne noch länger verweilen aber das Postauto wartet bedauerlicherweise auf niemanden. Speis und Aussicht werden aber noch lange in unseren Erinnerungen verweilen.

Klare Sache, diese Cordon bleus schmecken nicht nur nach einem Wandertag hervorragend. Die Mischung aus regionalen Zutaten und gutem Verständnis fürs Küchenhandwerk liefert Schmackhaftes ab, mit einem Besuch macht ihr nichts verkehrt. Der Titel der Rezension hat es bereits verraten, ich finde den Laui-Käse wegen seiner cremigen Eleganz noch einen Zacken besser als den Bergkäse, dieser eignet sich aber hervorragend für Geniesser, welche es lieber rezent mögen.

Bewertung

Chili Cordon bleu
8/10, «Hervorragend»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://www.restaurant-aufiberg.ch/

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