Lieferdienst Due Fratelli – Senfsache

Scharfes Cordon bleu des Lieferdienstes Due Fratelli in der Lieferschachtel

Lieferdienste für Cordon bleus scheinen sich weiterhin grosser Beliebtheit zu erfreuen. Nachdem ich Anfang Jahr etwas Leckeres aus meiner Umgebung nach Hause bestellt habe, ist deshalb nun das Zürcher Oberland an der Reihe. Auf der Website des Restaurant Due Fratelli in Greifensee wird versprochen, nur das Beste zu liefern. Kann man den Brüdern in diesem Punkt vertrauen oder macht ihr euch doch besser auf den Weg in eine Gaststube, wenn der Appetit auf leckere Fleischtaschen drängt?

Sonntagnachmittage sind wie dafür geschaffen, um eine gesellige Runde mit alten Freunden zusammenzutrommeln. Die durchzogene Wetterprognose lädt ausserdem dazu ein, sich wieder einmal in ein komplexes Brettspiel mit zahlreichen Plastikfiguren und riesiger Weltkarte einzufuchsen. Doch bevor unsere Köpfe ob der strategischen Möglichkeiten und Kalkulationen zu rauchen beginnen, muss die Frage des Abendessens diskutiert werden. Selbstverständlich möchten wir Cordon bleus essen, aber wo? Es gestaltet sich erstaunlich schwierig, in der Region Uster ein Restaurant mit ansprechender Karte zu finden, welches am Sonntag geöffnet ist. Fündig werden wir dann glücklicherweise beim Restaurant Due Fratelli in Greifensee. Der Blick auf die Uhr und den Spielplan zeigen deutlich, dass ein Besuch vor Ort heute nicht drin liegt, falls die angebrochene Partie noch angemessen beendet werden soll. Kein Problem, wir bestellen die gute Ware einfach an unsere Adresse. Die Speisekarte enthält 11 verschiedene Sorten vom Schwein, darunter wieder einmal Interessante wie «Mir isch glich» mit einer abenteuerlichen Füllung aus Zwiebeln, Knoblauch, Speckwürfeli, Ramaschinken (Ist damit vielleicht Parmaschinken gemeint?) und Gorgonzola. Mir ist aber nicht gleich, was in meinem Cordon bleu drin ist und nehme deshalb die Varianten «Berner» (Vorderschinken, Speckwürfeli, Zwiebeln, Raclettekäse) und «Scharf» (Vorderschinken, Gruyère, Senf, Peperoncini, Knoblauch) genauer in Augenschein. Erstere wäre mit den klassischen Zutaten eine sichere Wahl, ich habe jedoch Lust auf etwas Risiko und wähle deshalb das unkonventionellere Scharfe. Am anderen Ende des Tischs hat jemand freilich Lust auf ein Vabanquespiel der kulinarischen Sorte und bestellt tatsächlich die Sorte «Hawaii» mit Ananas! Was auf der Pizza schon über den Bereich des Zulässigen hinausgeht, ist beim Cordon bleu definitiv ein Frevel sondergleichen. Mal schauen, wie dem Sünder die Verfehlung munden wird.

Mit dem fortschreitenden Ticken des Sekundenzeigers erhöht sich die Würfelgeschwindigkeit stetig und Strategiegespräche im Team nehmen an Wucht und Schärfe zu. Die epische Runde auf dem Küchentisch nähert sich ihrem dramatischen Höhepunkt, jedes Detail kann nun über Sieg oder Niederlage entscheiden. Während unsere Gehirne in der Welt der Kriegskunst Spielzüge planen, halten wir wachsam die Ohren offen, um nach den Schrittgeräuschen des Kuriers zu lauschen. Natürlich ertönt die schrille Hausklingel dann genau vor der finalen Herausforderung. Missmutig, aber hungrig, pausieren wir kurz, um die heissen Schachteln in Empfang zu nehmen. Deren Inhalt kann sich sehen lassen: Die Panade strahlt in sattem Dunkelbraun, nur an einem Ende hat es vereinzelt dunklere Stellen. Macht aber nichts, sie erinnern auf angenehme Weise an die warme Pfanne, in welcher sich das gute Stück vor einiger Zeit noch räkeln durfte. Zum Verzehr fehlen dem Gericht jedoch ein paar Grad, auch die beigelegten Pommes Frites weisen nicht mehr die ideale Textur auf. Wir brüten noch etwas über den Optionen für den letzten Zug, derweil die Speise eine Extrarunde im Backofen dreht. Als dessen Wecker klingelt, muss ich meine Konzentration fortan zwischen Würfelbecher und Teller aufteilen. Beim ersten Biss stimmt geschmacklich erstaunlich viel: Das Schweinefleisch ist überraschend zart und nussig, der Gruyère gewohnt geschmeidig mild. Nachfolgende Happen lassen die anfängliche Euphorie dann wieder in sich zusammensinken, was vor allem am Senf liegt, der mit seiner sauren Geschmacksnote im Gesamtpaket eindeutig zu viel Platz einnimmt. Eindrücke vom Knoblauch oder die versprochene Schärfe werden dagegen schmerzlich vermisst. Verbesserungspotenzial gibt es ausserdem bei der Menge an Käsefüllung, nach einem üppigen Start ist gegen Ende hin immer weniger übrig. Meine Mitesser kämpfen mit dem gleichen Problem, konsternierte Kommentare machen diesbezüglich die Runde. Und wie geht es unserem Ananas-Häretiker? Sein einziges Bedauern scheint zu sein, dass keine frischen Früchte in sein Cordon bleu gepackt wurden. Ein Hoch auf die Geschmacksvielfalt, auch wenn diese Ausprägung ungläubiges Kopfschütteln bei mir auslöst. Gemeinsam mit den leeren Tellern findet der Konflikt auf dem Spielbrett ebenfalls sein wohlverdientes Ende. Dankenswerterweise gehöre ich zum siegreichen Team, was mich über das durchschnittliche kulinarische Erlebnis des Abends einigermassen hinwegtröstet.

Die Grundsteine für ein ordentliches Cordon bleu sind alle vorhanden, leider haperte es bei der ausgewählten Variante an geschmacklicher Ausgewogenheit. Eine weniger ausgefallene Sorte sollte den Appetit in den eigenen vier Wänden aber durchaus stillen können.

Bewertung

Scharfes Cordon bleu
5/10, «Durchschnittlich»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://duefratelli.ch/

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4 comments

  1. Ananas in einem Gordon Blau – welch blasphemische Schandtat. Man sollte dem Besteller den Rest seines Lebebs nur noch diese Dosenfrucht servieren.

  2. Mir ist zu Ohren gekommen, dass eben jener Hater in den Kommentaren das Hawaii Gordon Blau auch schon genosse hat und ganz und gar nicht entäuscht war. Ein Hoch auf die Anonymität im Internet!

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