Restaurant Utoburg – Go Beiz or go home

Namenstafel Restaurant Utoburg mit Eingang bei Tag

Es ist wieder einmal Zeit für einen Besuch in Zürich! Dieses Mal kehre ich im Restaurant Utoburg ein, welches einige interessante und hausgemachte Cordon bleus im Angebot hat. Das servierte Essen entpuppte sich dann als kleine Zeitreise – sowohl im positiven als auch im negativen Sinn.

Während dem Fussmarsch von der Tramstation Laubegg Richtung Restaurant sorgt der warme Sonnenschein zu Beginn noch für angenehme Wärme, mit der Zeit werden die Schatten aber stetig länger und die Temperaturen sinken rasch. Da ich etwas zu früh bin, mache ich es mir in einem kleinen Park in der Nähe auf einer Bank gemütlich und geniesse den Blick auf den Uetliberg. Ringsherum wird fleissig gebaut, aber es herrscht trotzdem eine eher dörfliche Atmosphäre. Gerne würde ich noch länger verweilen aber die einsetzende Kälte treibt mich langsam aber bestimmt Richtung Restauranttür.

Im Restaurant angekommen nehme ich an meinem Tisch Platz und lasse die Lokalität auf mich wirken. Alles hier drin ist 100% Beiz von der dunklen Einrichtung über den Geruch bis hin zur Bedienung. Die farbigen Bilder an der Wand sorgen jedoch für erfrischende Abwechslung. Zu Beginn ist es noch leer, aber während ich die Speisekarte studiere, tröpfeln langsam weitere Gäste ein, die sich allesamt lautstark über die Baustelle vor der Tür beschweren. Das Menu löst bei mir hingegen keine Beschwerden aus -ganz im Gegenteil. 17 Sorten buhlen um meine Aufmerksamkeit, zum Beispiel das «Staay spicy» (sic) mit Schinken, Käse, Jalapenos, Zwiebeln und geröstetem Speck oder das «Tamarindi» mit Schinken, Käse, Zwiebel, Chili und Tamarinde. Alle sind wahlweise mit Schweine- oder Kalbfleisch erhältlich. Meine Wahl fällt schlussendlich auf das «s Tüüfeli Reloaded» (Schinken, Salami, Käse, Peperoncini und Knoblauch) mit Schweinefleisch.

Nach der Bestellung lehne ich mich in meiner gemütlichen Ecke zurück und lasse die Stimmung weiter auf mich wirken. Die anderen Gäste entpuppen sich als Jassrunde. Gesprächsfetzen aus Politik, Wirtschaft und dem aktuellen Spielstand wehen immer wieder zu mir herüber. Der Klang von Fleisch, das mit einem Fleischhammer geklopft wird, verspricht, dass das Prädikat «hausgemacht» aus der Speisekarte eingehalten wird.

Das servierte Cordon bleu kommt daher wie die restliche Beiz: schlicht und authentisch. Die dunkelbraune Panade glänzt noch vom Bratbutter aus der Pfanne, was mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Ich koste den ersten Bissen, schliesse die Augen und lasse mich von der Panade auf eine kleine Reise in die Vergangenheit mitnehmen. Der starke, würzige Geschmack erinnert mich an Maggi oder eine andere Würzmischung, auf alle Fälle etwas anderes, intensiveres als übliches Speisesalz. Viele Schnitzel und Cordon bleus aus meiner frühen Kindheit haben genau so geschmeckt. Die Schärfe der Peperoncinis blüht in meinem Mund als nächstes auf, leider schmecke ich fast nichts von Schinken und Salami. Der Käse hat einen rezenten Geschmack, ich kann ihn aber keiner Sorte zuordnen und die Speisekarte verrät ebenfalls nichts Genaueres darüber. Es dürfte davon auch gerne mehr in der Füllung drin haben, so musste ich immer wieder nach einem Bissen mit Käse suchen. Die Portionen ohne Käse schmecken eigentlich nur salzig, scharf und manchmal etwas nach Knoblauch. Gut und unaufgeregt schmeckt dagegen das saftige Schweinefleisch.

Das Urteil über die üppigen Pommes Frites ist schnell gemacht: Genau so sollen sie sein: knusprig und nicht zu stark gewürzt. Jetzt hätte ich mich eigentlich über eine Dessertkarte gefreut, doch stattdessen gibt es eine Auswahl an kleinen Glacébechern von Mövenpick. Nicht weiter schlimm, die ausgewählte Sorte mit Erdbeeren schmeckt und setzt einen süssen kulinarischen Schlusspunkt an diesen Beizenabend. Ein Wort noch zur Rechnung: Die Preise sind für Zürcher Verhältnisse geradezu unverschämt günstig, an anderen Orten kriege ich für den Gesamtpreis nicht einmal ein Cordon bleu.

Nach diesem Besuch habe ich gemischte Gefühle. Für mich hat es zu wenig Käse in der Füllung und die stark gewürzte Panade weckt zwar Nostalgie, aber geschmacklich überzeugt sie nur teilweise. Trotzdem hat es mir im Utoburg gefallen. Das gefüllte Fleisch wurde mit Liebe zubereitet und auch wenn es nicht dem Ideal entspricht, dass ich in einem Cordon bleu suche, respektiere ich es für dass, was es ist. Diese Cordon bleu Variante gehört zu einer fast ausgestorbenen Art, denn die Orte, wo man es so bekommt, sind wenige geworden und die Welt wäre doch eine ärmere, wenn in viel Butter angebratene Cordon bleus mit Maggi-Panade nirgendwo mehr serviert werden.

Bewertung

s Tüüfeli Reloaded
5/10, «Durchschnittlich»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

http://www.utoburg.ch/index.html

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