Pop-Up Bistro k2 – Bastelstunde

Eingang des Bistro k2

Hand aufs Herz, wer hat beim Durchschauen verschiedenster Cordon-bleu-Speisekarten noch nie das Gefühl gehabt, dass man kreativere und wohlschmeckendere Varianten aus dem Ärmel schütteln würde? Einfach einmal selber den Dirigierstab schwingen und eine bombige Kombination aus Fleisch, Panade, Käse und anderen Leckereien kreieren: Dieser Wunsch kann im Schnitzel & Cordon bleu Pop-Up des Bistro k2 bei der Zürcher Maag Halle in Erfüllung gehen. Ich habe mich dort als Chef de Cordon bleu versucht, meiner Kreation stand ich letztendlich jedoch mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Ob die Schuld bei meiner Auswahl lag, erfährt ihr beim Weiterlesen.

Wenn einen der Alltag in die Mangel nimmt und das trübgraue Herbstwetter aufs Gemüt drückt, sind Lichtblicke gefragt. Ein Abendessen mit Cordon bleu kommt da wie gerufen. Mein erster Versuch im Pop-Up des Bistro k2 einzukehren war allerdings nicht von Erfolg gekrönt, da bereits alle Plätze vergeben waren. Nun mit genügend Vorlaufzeit und an einem Mittwochabend soll es endlich klappen. Man könnte meine Stimmung auf dem kurzen Weg vom Bahnhof Hardbrücke bis zum Restaurant mit «Freut sich wie ein Schnitzel» beschreiben, aber das wäre hier auf diesem Blog in kulinarischer Hinsicht eher fehl am Platz.

Der Charme einer improvisierten Lokation, welcher diesen Pop-Up-Restaurants für gewöhnlich innewohnt, springt mich nach dem Öffnen der Eingangstür mit voller Wucht an. Der lange und schmale Raum strömt rebellischen Industrie Chic aus, der prägnante Kran im hinteren Teil des Raumes zieht sogleich meinen Blick in den Bann. Fotografien in Schwarz-Weiss und eleganten Rahmen sowie adrettes Gedeck runden den Einrichtungsmix mit einem eleganten Schlenker ab. Ausser mir ist noch niemand hier, um die Szenerie in Augenschein zu nehmen, weshalb ich vorsichtig in das nur einen kurzen Gang entfernte Bistro weiterschlurfe. Dort gibt es einen freundlichen Empfang und man führt mich wieder zurück zum Pop-Up-Bereich und zu guter Letzt an meinen reservierten Tisch.

Zweifellos die Hauptattraktion ist jedoch die zweite Seite des Speiseblattes, wo ankreuzbare Cordon-bleu-Zutaten bereits ungeduldig auf die Spitze meines Kugelschreibers warten. Die Auswahloptionen reichen vom Fleisch (Schwein oder Weidekalb), dessen Gewicht (180/280/380 Gramm) über die Füllung bis hin zur Panade und der Beilage, weshalb nun Gehirnschmalz gefragt ist um anschliessend eine traumhafte Kreation in Empfang nehmen zu können. Angenehmerweise zeichnen sich beim Durchlesen rasch naheliegende Kombinationen ab, so dass man sich schon bemühen muss, um mit etwas völlig Ungeniessbarem bestraft zu werden. Mein erster Blick gebührt der Liste an Füllungen, da damit der Grundcharakter des Cordon bleus festgelegt wird. Vier Möglichkeiten stehen zur Verfügung, wobei «Trüffel» (Rohschinken und Trüffelkäse) aus persönlicher Abneigung gleich rausfällt. «Caprese» (Rohschinken, Mozzarella und Basilikum) folgt gleich hinterher, den italienischen Frischkäse schätze ich nicht als Gast in meinen Cordon bleus. Bleiben noch «Classic» (Bierschweinschinken und Greyerzer) sowie «Chilli Cheese» (Bierschweinschinken, Jalapenos und Cheddar). Den orangen Zeitgenossen habe ich schon seit längerer Zeit als potenziellen Füllungskäse im Visier, nun ist der Moment gekommen, um via Kreuzchen endlich Bekanntschaft zu schliessen. Dazu passt Schweinefleisch, dem Hungerpegel entsprechend die grösste Stufe. Die Panade bringt mich wieder ins Grübeln – die Hausmischung (Zitronenpfeffer mit Ingwer und Chilischoten), «Crunchy» (Cornflakes, Ruchbrotmischung) oder «Old-BBQ» (rassig, mit Speck und Raucharomen) wären irgendwie alle passend. Schlussendlich setze ich weiter alles auf die pikant-herzhafte Karte und wähle das «Old-BBQ». Mein Cordon bleu hat also eindeutig einen Wild-West-Einschlag – Mal schauen, was die Küche abliefern wird. Vorfreudig gebe ich den Zettel ab, auf dem sich die Süsskartoffel Fries als Beilage den restlichen Kreuzen angeschlossen haben, fühle mich schon ganz wie beim Lotto und hoffe, dass für mich ein kulinarischer Hauptgewinn herausspringt.

Abwechselnd rechts durchs Fenster hinauf zum Prime Tower schauend und am Erfrischungsgetränk nippend wird die Wartezeit zum Geduldsspiel. Draussen leuchtet der Schein der Leuchtelemente an der Lichterkette in der einsetzenden Dämmerung immer wärmer, drinnen begleiten Musikhits aus den letzten dreissig Jahren das Knurren meines Magens. In der Zwischenzeit sind weitere Gäste eingetroffen, die den rüber fliegenden Wortfetzen nach grosse Freude am Cordon-bleu-Baukasten haben.

Endlich ist es da, gerollt und trotz seiner stattlichen Grösse irgendwie unscheinbar. Dies liegt aber vielleicht auch am ungewohnt kompakten Teller, auf dem abseits des Cordon bleus noch alle Schüsselchen, Becherchen und Gläschen mit Saucen und Beilage in gleichmässiger Formation aufgereiht wurden. Neugierig beginne ich mit den Süsskartoffel Fries und freue mich nach dem ersten Happen über den gelungenen Start: Eine ideale Balance zwischen salzig und süss, angenehm knusprige Hülle und in Kombination mit der Preiselbeermarmelade sowie deren leicht bitteren Abgang ein Hochgenuss. So verzichte ich dankend auf Ketchup und Mayonnaise, egal wie hübsch sie drapiert wurden. Mit diesem erfreulichen Erlebnis im Rücken wird es Zeit für den herbeigesehnten Geschmacksritt in den Wilden Westen. Während meine Ohren dank blühender Fantasie leise Mundharmonikatöne zu vernehmen glauben, inspizieren Messer und Gabel die Panade. Ein Blick zur Unterseite zeigt unschön Aufgeweichtes, obenauf ist die Textur in Ordnung. Der erwartete Gaumenknall tritt leider auch nicht ein: Die versprochenen Speck- und Raucharomen liefern einen bemerkenswert unscheinbaren Eindruck ab, nur der Schärfe-Kick ist deutlich spürbar. Ein Stockwerk weiter unten bietet der knallgelbe Cheddar eine optisch ansprechende Bühne für die fruchtig-pikanten Jalapeños, lässt ihnen geschmacklich für mein Empfinden aber zu viel Raum und bleibt selbst zu sehr im Hintergrund. Unerwarteterweise spielt sich also das vorzügliche Duo aus saftigem Schweinefleisch und nussigem Schinken ins Rampenlicht. Das ist auch bitter nötig, da man beim Hochskalieren der Grösse in erster Linie die Menge an Fleisch erhöht hat, was der aromatechnisch bescheiden auftretenden Füllung nicht gerade weiterhilft. Das Verhältnis ist hier für mich nicht optimal austariert, so gut mir das Schweinefleisch auch schmeckt vermisse ich doch bei so manchem Bissen eine Portion der pikanten Käseladung.

Das gerollte Cordon bleu hat es mehr in sich als gedacht, weshalb ich letztendlich froh bin, dass meine Hand trotz Appetit kein Dessert angekreuzt hat. Leicht enttäuscht mache ich mich auf den Weg zum Gleis und von dort aus weiter Richtung Hauptbahnhof, den Kopf voller unerfüllter Möglichkeiten und der leisen Frage, was rausgekommen wäre, wenn die Kreuze auf der Speisekarte anders verteilt gewesen wären.

Statt des erhofften wilden Ritts in die Prärie erwartete mich eine Bummelfahrt mit sehr viel leckerem Schweinefleisch. Das hat auch seine Vorzüge, steht aber nie und nimmer im Einklang mit meinen Vorstellungen. «Nun gut, man kriegt halt, was man bestellt», könnte man argumentieren. Dem kann ich nicht widersprechen, aus meiner Sicht lag das Problem aber nicht in der ausgewählten Kombination, sondern daran, dass die Komponenten, allen voran die Panade, ihr rustikales Potenzial nicht einlösten. Trotz alldem war das Komponieren des eigenen Cordon bleus eine spassige Erfahrung und falls ihr genau nach so etwas sucht, lohnt sich ein Besuch im Schnitzel & Cordon bleu Pop-Up des Bistro k2 auf alle Fälle. Wer weiss, vielleicht habt ihr mit eurer Kreation ja mehr Glück?

Hinweis: Laut der Website des Restaurants ist das Schnitzel & Cordon bleu Pop-Up nur noch bis und mit 04.11. geöffnet. Aber wer weiss, vielleicht kehrt das Konzept eines Tages in die Maag Halle zurück?

Bewertung

Schweins Cordon bleu nach eigener Bauart
5/10, «Durchschnittlich»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://k2bistro.ch/k2-pop-up/

Hat dieses Bastelkonzept eure Neugier geweckt oder wäre euch das Zusammenstellen des eigenen Cordon bleus zu viel Arbeit? Schreibt es in die Kommentare oder meldet euch per E-Mail bei info@cordonblog.ch. Ihr möchtet keine neuen Beiträge verpassen? Cordonblog ist auch auf Facebook und Instagram, folgt mir und erhaltet Benachrichtigungen für neue Beiträge, zusätzliche Bilder und gelegentlich einen Blick hinter die Kulissen. Falls dieser Beitrag Appetit auf mehr geweckt hat, findet ihr in der Übersicht noch viele weitere meiner Rezensionen von Cordon bleus aus der ganzen Schweiz.

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