Restaurant Molseralp – Flums und fertig

Die Fassade und Terrasse des Restaurant Molseralp

Wieder Walensee, einfach ein paar hundert Meter höher. Zufälligerweise verschlug es mich nur kurze Zeit nach der letzten Rezension gleich wieder in die Nähe des tiefen Gewässers. Eine Wanderung in Flumserberg war angesagt und was gehört bekanntlich an den Schluss jeder Wandertour? Richtig, ein Cordon bleu. Und da kam das Restaurant Molseralp ins Spiel.

Nachdem mein Versuch, die Hitze dieses Sommers mit einem pikanten Cordon bleu zu zähmen, nicht von Erfolg gekrönt war, versuche ich es nun mit einem Abstecher in die Höhe. Auf 2000 m ü. M. beim Maschgenkamm in Flumserberg ist es tatsächlich deutlich angenehmer als unten bei uns am Zürichsee. Die Majestät und Ruhe der abgelegenen Landschaft schadet natürlich auch nicht. Viel Zeit für Besichtigungen bleibt uns jedoch nicht, da wir noch rechtzeitig zum Mittagessen wieder unten in Flumserberg eintreffen möchten. Beherzte Schritte folgen dem Weg abwärts über den Chrüzen, Kleinen Güslen und vorbei am Heusee. Nach etwas mehr als zwei Stunden stehen wir dann pünktlich aber mit etwas zittrigen Beinen auf der Restaurantterrasse.

An einem kühlen Plätzchen im Schatten mit lau wehenden Lüftchen und am eiskalten Getränk nippend fühlt man sich rasch wieder munter. Noch hibbeliger werde ich beim Umblättern des Blattes mit dem Speiseangebot: «Cordon-bleu Weltreise» steht auf der zweiten Seite. Dies klingt wie das massgeschneiderte Angebot eines Reisebüros für alle, die diesen Blog verfolgen, ist aber bloss der charmante Titel der Aufzählung aller erhältlichen Cordon bleu Variationen. Sämtliche vom Schwein und bis auf eines mit Alpkäse gefüllt. Zehn Destinationen sind darauf vertreten, wobei sich mir der Zusammenhang zwischen Land und Füllung nicht immer ganz erschliesst (Alpkäse, Schinken und Ananas im Cordon bleu «Holland»?). Nichtsdestotrotz werde ich jenseits des grossen Teichs fündig: Das «Amerika» mit Alpkäse, Mostbröckli und Salsiz scheint zwar ausser viel Fleisch nichts mit den Vereinigten Staaten gemeinsam zu haben, wirkt auf mich paradoxerweise aber wie dasjenige mit den lokalsten Zutaten in der Füllung. Kurz studiere ich herum ob heute Zeit für einen Fitnessteller wäre, letztendlich wandern jedoch die bewährten Pommes Frites auf den Beilagenplatz.

Wie wir so dasitzen und auf unsere Bestellungen warten, vertreibe ich mir die Zeit damit, die grünen Hügel sowie den blauen Himmel zu betrachten und einfach ein wenig die Seele baumeln zu lassen. Von der naheliegenden Jodelbahn wehen freudig-aufgeregte Jauchzer und Schreie hinüber, zwischendrin ertönt das entfernte Bimmeln von Kuhglocken. Das ganz klassische Idyll einer Ausflugsdestination in den Bergen. Als das Cordon bleu eintrifft wechselt die Stimmung rasch von entspannt zu frenetisch. Mit einer rötlich-braunen Panade, die ungemein steif-knusprig wirkt, und hervorlugender Käseladung ist es ein verheissungsvoller Anblick, der sich meinem hungrigen Gemüt hier präsentiert. Falls man vergessen hätte, was bestellt wurde, schafft die stolz wehende Papierflagge mit den berühmten «Stars and Stripes» umgehend Klarheit. Das strahlende Gelb der Pommes Frites macht ebenfalls einen äusserst vielversprechenden Eindruck, während die in Form und Menge unerwarteten Früchte eine willkommene Überraschung zum üblichen Bouillongemüse darstellen. Ausserdem löblich: Die Teller wurden vorgewärmt, somit kann man sich beim Verköstigen gut Zeit lassen.

Ich mag trotzdem nicht länger warten und rücke meinem Cordon bleu hungrig und ungeduldig auf die Pelle. Die Panade ist tatsächlich ungewohnt hart geraten, statt geschmeidig auseinanderzugehen zerspringt und bröckelt sie richtiggehend. Bei den ersten Bissen finde ich die ungewöhnliche Textur noch ganz interessant, mit der Zeit verliere ich jedoch die Freude an ihrer krümeligen Art und sehne mich nach den sanften Varianten. Ebenfalls spannend aber auf eine positive Art ist der Alpkäse: Er bringt wie erwartet eine prägnant herbe Geschmacksnote mit ein, die im Abgang leicht ins Bissige rutscht. Ein langsam fliessender sowie knurriger Geselle also, von dem es für meinen Geschmack noch ein wenig mehr in der Füllung vertragen hätte. Den überaus üppig vorhandenen Salsiz und Mostbröckli fehlt nämlich ein ausgleichender Gegenpol, entsprechend dominiert ihre kribbelnde Würze das Gesamtbild. Das Schweinefleisch macht sowohl geschmacklich als auch von seiner Textur einen durchzogenen Eindruck und kann so nichts Erwähnenswertes beisteuern. Alles in allem eine bodenständige und währschafte Kreation, die den Gaumen piesackt, sowie ordentlich durstig macht, bei der mir aber gegen Ende hin geschmacklich die Abwechslung fehlt.

Mit den heissen und frischen Pommes Frites stehe ich bereits nach kurzer Zeit auf Du und Du, so knusprig und lecker wie sie durch den Mund hüpfen ist es eine freudige aber flüchtige Bekanntschaft. Die kleine Auswahl an Früchten bildet das süsse Schlusskapitel der Mahlzeit. Damit ist mein Bedürfnis nach einem Nachtisch einstweilen gestillt, da kann die Dessertkarte noch so eifrig mit einer bemerkenswerten Anzahl an gluschtigen Mini-Coupés locken. Stattdessen nehmen wir noch einmal einen kräftigen Schwall Bergluft in unsere Lungen auf und besteigen dann die kleine Gondel gen Unterterzen, wo uns nach einem steilen Abstieg wieder die Gefilden des Walensees erwarten.

Das richtige Cordon bleu zum richtigen Zeitpunkt: Auch wenn das heute rezensierte Exemplar nicht für Jubelstürme sorgte, hat es nach der Wanderung doch ziemlich die richtigen Knöpfe im Genusszentrum erwischt. Wer nach einem Ausflug etwas Stärkung benötigt und über die Schwächen beim Schweinefleisch und der Panade hinwegsehen mag, trifft mit einem Besuch des Restaurant Molseralp keine Fehlentscheidung.

Bewertung

Schweins Cordon bleu «Amerika»
5/10, «Durchschnittlich»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://www.molseralp.ch

Mögt ihr es, wenn in einem Restaurant die Cordon-bleu-Variationen nach Kantonen oder Ländern benannt werden? Schreibt es in die Kommentare oder meldet euch per E-Mail bei info@cordonblog.ch. Ihr möchtet keine neuen Beiträge verpassen? Cordonblog ist auch auf Facebook und Instagram, folgt mir und erhaltet Benachrichtigungen für neue Beiträge, zusätzliche Bilder und gelegentlich einen Blick hinter die Kulissen. Falls dieser Beitrag Appetit auf mehr geweckt hat, findet ihr in der Übersicht noch viele weitere meiner Rezensionen von Cordon bleus aus der ganzen Schweiz.

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