Restaurant Krone – Eine Krone macht noch keinen König

Frontansicht Restaurant Krone in der Nacht

Für diese Rezension verschlägt es meine Begleitung und mich ins Säuliamt, genauer gesagt in das Restaurant Krone in Affoltern am Albis. Vor etlichen Jahren war ich schon einmal hier, in Erinnerung geblieben ist mir die sehr lange Wartezeit aber dafür durchaus leckere Cordon bleus. Jetzt ist es Zeit, diese Erinnerung auf den Prüfstand zu stellen.

Das Restaurant ist ungefähr 10 Minuten zu Fuss vom Bahnhof entfernt und macht von aussen einen stattlichen Eindruck. Der einladende Lichtschein aus den Fenstern lockt uns in die Wirtsstube und spornt an, das Lauftempo etwas zu erhöhen.

Nach dem Schritt durch die Türe wird man vom Restaurantinneren im klassischen Beizenstil empfangen: Viel Holz in warmen Farbtönen, es schmeckt angenehm nach Küche und einem Hauch Tabak. Die eher modern gehaltenen Bilder an den Wänden sorgen für einen interessanten Kontrastpunkt zur übrigen klassischen Einrichtung und gefallen mir gut. Der obligatorische Stammtisch darf auch nicht fehlen, dessen Besetzung sorgt während unseres Besuchs für eine urchige Soundkulisse.

Die Speisekarte sorgt für die erste Überraschung: Es gibt so viele Sorten, dass für die Cordon bleu eine separate Karte ausgegeben wird. Beim Anblick der beiden Seiten erschlägt es mich fast, sage und schreibe 25 Sorten sind aufgeführt. Beim genaueren Hinschauen entpuppt sich die Auswahl aber als nicht ganz so originell wie erhofft, es ist viel Bekanntes dabei. Immerhin stechen mir zwei interessante Exoten ins Auge, nämlich die Sorten «s’Babybel» (mit dem bekannten runden Käsli drin) und «s’Kokos», welches mit Cantadou Meerrettich gefüllt und mit Kokos paniert wird. Alle Cordon bleus sind in drei Grössen (Fleischgewicht 100 Gramm, 180 Gramm oder 280 Gramm) und mit Schweine- oder Kalbfleisch erhältlich.

Unsere Experimentierfreude reicht heute Abend nicht aus um «s’Kokos» zu versuchen, stattdessen entscheiden wir uns für «s’Führwehr Cordon bleu» (Rohschinken, Führwehrchäs und Rauch-Raclettekäse) und «s’Pilzige» (Schinken, Emmentaler, Steinpilz, serviert auf Steinpilzsauce), beide mit Schweinefleisch. Der Appetit macht sich bei mir bemerkbar, deshalb nehme ich das «Führwehr» mit 280 Gramm Fleisch, meine Begleitung bleibt bei 180 Gramm.

Geistig habe ich mich wegen meiner Erinnerung an den letzten Besuch schon auf eine längere Wartezeit eingestellt aber nach wenigen Minuten steht die Kellnerin bereits mit einem Gruss aus der Küche an unserem Tisch. Dieser entpuppt sich als asiatisch angehauchte Suppe mit Tofu drin. Leider ist das Gericht für meinen Geschmack sehr salzig und gar lauwarm, das hätte nicht sein müssen.

Zum Glück kommen auch die Cordon bleus sehr schnell zu uns an den Tisch. Mein grosses «Führwehr» ragt über den Teller hinaus, das «Pilzige» hat es sich, wie in der Speisekarte angekündigt, auf einer Pilzsauce bequem gemacht.

Beim ersten Schnitt fällt mir die Panade sofort sehr positiv auf. Sie ist wunderbar knusprig und hat eine spannende, körnige Textur. Auch der Geschmack passt, sie ist nur leicht gewürzt und hat einen speziellen Nachgeschmack, den ich mag, aber nicht ganz eindeutig zuordnen kann.

Meine Erwartung war, dass sich beim Anschneiden dieses üppigen Cordon bleus die Käsefüllung in meinen Teller ergiesst. Aber was ist das? In der Mitte ist der Käse ja gar nicht richtig geschmolzen! Das ist ein absoluter Fauxpas, so etwas darf in einem anständigen Cordon bleu nicht passieren. Aber ich esse, was serviert wird und nehme einen ersten Biss von einem Stück am Rand, wo der Käse zum Glück so ist, wie er sein soll. In meinem Mund dominiert zuerst der rauchige Raclettekäse, vom Führwehrchäs schmecke ich, wenn überhaupt, nur eine leichte pikante Note. Diese Kombination schmeckt mir aber trotzdem durchaus.

Bei den nächsten Bissen schmeckt zu meiner Enttäuschung jedoch alles sehr salzig, was mich doch verwundert. Die Suche nach dem Übeltäter ist dann aber schnell vorbei: Es ist der Rohschinken, der den Gesamtgeschmack in diesem Cordon bleu dominiert und eher den Durst weckt als meinen Hunger stillt.

Das verwendete Schweinefleisch beeindruckt mich ebenfalls nicht. Laut der Speisekarte wird nur ganz mageres Fleisch aus Schweizer Herkunft verwendet, es hat aber fast keinen Geschmack und könnte saftiger sein, ausserdem ist es eher zäh als zart.

Meine Begleitung ist ebenfalls etwas verstimmt über sein Cordon bleu. Wir beschliessen unsere Sorten zu tauschen, vielleicht finden wir ja so zum Glück.

Wo das «Führwehr» mit Rauch und Salz in meinem Mund herumpoltert, geht es beim «Pilzige» dezenter zu und her. Der Emmentaler ist sehr mild und süss-nussig, statt Rohschinken ist hier einfach Schinken drin, der sich geschmacklich ebenfalls zurückhält. Pilze hat es in der Füllung leider keine drin, so fehlt in diesen gedämpften Geschmacksnoten etwas Markantes, das Eindruck hinterlässt. Die rahmige Pilzsauce schmeckt mir aber sehr gut, sie hat einen leicht süsslichen Geschmack.

Mit den Beilagen sind wir zufrieden. Die Pommes Frites sind genau richtig gesalzen und knusprig, der Reis ist nicht spektakulär aber er hat einen guten Biss und ist schmackhaft. Die Portionsgrösse passt bei beiden ebenfalls, obwohl mein Magen wegen dem grossen Cordon bleu schon etwas mit dem Reis kämpft. Beim Blick in die Dessertkarte gluschtet uns dieses Mal nichts. Nach dem Begleichen der Rechnung (ebenfalls eher gesalzen) machen wir uns satt auf den Rückweg zum Bahnhof.

Meine Erinnerung hat mich bei diesem Restaurant leider gleich doppelt im Stich gelassen. Lange warten mussten wir dieses Mal nicht, aber wir erhielten zwei durchschnittliche Cordon bleus, welche nur die sehr gute Panade vor einem Sturz ins Befriedigende rettet. Der halb geschmolzene Käse sorgt beim «Führwehr» für zusätzlichen Abzug in der Füllung, denn wenn man schon verschiedene Grössen anbietet, dann muss die Füllung auch immer bereit zum Verzehr sein. Eine Reise nach Affoltern am Albis nur für dieses Restaurant ist aus meiner Sicht nicht nötig. Wenn ihr aber bereits in der Gegend seid, könnt ihr ja trotzdem mal reinschauen und überprüfen, was ihr davon haltet.

Bewertung

sFührwehr
5/10, «Durchschnittlich»

Detailbewertung

s’Pilzige
5/10, «Durchschnittlich»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://www.krone-affoltern.ch

Wurdet ihr auch schon von eurer Erinnerung an ein Cordon bleu getäuscht? Schreibt es in die Kommentare oder meldet euch per E-Mail bei info@cordonblog.ch. Ihr möchtet keine neuen Beiträge verpassen? Cordonblog ist auch auf Facebook und Instagram, folgt mir und erhaltet Benachrichtigungen für neue Beiträge, zusätzliche Bilder und gelegentlich einen Blick hinter die Kulissen.

2 comments

  1. Was für eine Enttäuschung! Obwohl die Sorte Babybel schon sehr spannend klingt, bin ich unsicher, ob ich das Risiko, ungeschmolzener Käse zu erhalten, eingehen würde… 🙁

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