Wirtshaus zum Unterlachenhof – Wild und edel

Namenstafel Restaurant Unterlachenhof in der Nacht

Mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse, aber wie lockt man Cordon bleu Liebhaber? Das Wirtshaus zum Unterlachenhof in Luzern versucht es mit einem doppelstöckigen Cordon bleu. In dieser Rezension erfahrt ihr, ob sich der Biss in diesen üppigen Köder lohnt.

Der Wind peitscht dunkle Wolken am Himmel umher, die Fahnen am Schiffssteg in Luzern flattern wild – ein regelrechter Wintersturm braut sich zusammen. Vor dieser beeindruckenden Kulisse haben meine Begleitung und ich einen Cordon bleu Abend in Luzern geplant. Uns wurde dafür das Wirtshaus zum Unterlachenhof empfohlen, wo noch bis am 01.05.22 im Rahmen eines Cordon bleu Festivals verschiedenste Sorten serviert werden.

Die schummrige Stimmung von draussen begleitet uns bis ins Wirtshaus – dunkle Farbtöne in der Einrichtung und wenig Licht sorgen für eine eher düstere Atmosphäre. Trennwände mit Holzscheiten verbreiten Chalet-Stimmung, was sich aber etwas mit der restlichen Möblierung beisst, die an eine klassische Beiz erinnert.

Aber genug vom Innendesign, wir haben Hunger und grosse Lust auf leckere Cordon bleus. Der Blick in die Speisekarte zeigt eine kleine, dafür markante Auswahl an Sorten. Das doppelstöckige «Tower» Cordon bleu lässt mein Herz (und auch meinen Magen) sofort höher schlagen. Die Beschreibung verspricht zwei schmackhafte Kreationen auf einem Teller, eines mit Hirschfilet, Speck, Steinpilzen und Alpkäse und das andere vom Kalb mit Schinken und nicht näher spezifiziertem Käse. Die Suche nach meinem Schmaus für den heutigen Abend hat somit ein erfolgreiches Ende genommen. Meine Begleitung entscheidet sich für das klassische Cordon bleu vom Schwein mit Schinken und Alpkäse. Dieses Mal gönnen wir uns auch eine Vorspeise; die panierten Champignons mit Sauce Tartar haben unseren Appetit und Interesse geweckt.

Das Klatschen der Fleischhämmer, welches wenige Minuten nach unserer Bestellung aus der Küche erklingt, macht uns klar, dass unsere Leckerbissen gerade frisch zubereitet werden. Mit guten Omen geht es auch gleich weiter, die sehr freundliche Bedienung bringt uns einen Gruss aus der Küche an den Tisch: Hausgemachte Rucola-Brötchen mit Apfelbutter. Das goldene Gebäck ist warm, rund und weich, im Geschmack eine Spur zu salzig. Den Rucola kann ich nicht herausschmecken. In Kombination mit dem Apfelbutter, dessen feine Süsse auf rote Äpfel hinweist, ergänzen sich die Geschmacksnoten aber hervorragend.

Nach diesem aussergewöhnlichen Einstieg kommen auch schon die panierten Champignons angeflogen und ei der Daus, diese sorgen gleich für die nächsten freudigen Gesichter. Die knusprige Panade der Pilze hat eine wunderschöne, goldbraune Farbe und überzeugt nicht nur geschmacklich auf ganzer Linie, sie ist auch überraschend leicht bekömmlich. Im Inneren dieses deliziösen Päckchens ist ebenfalls alles wie es sein soll, der Champignon ist heiss und bissfest. Die Sauce Tartare könnte für meinen Geschmack noch eine Spur saurer sein, so schmeckt sie eher wie normale Mayonnaise.

Die Messlatte für unsere Cordon bleus liegt jetzt bedrohlich hoch, kann uns das Küchenteam nochmal positiv überraschen? Mit kritischen Blicken mustern wir die grossen Teller, welche auf den Tisch gestellt werden. Der erste Anblick stimmt schon einmal hoffnungsfroh, wie bei der Vorspeise macht die schöne Farbe der Panade gluschtig auf das Innenleben. Bei mir wurden wie angekündigt zwei Cordon bleus liebevoll aufeinandergeschichtet, einzeln sind sie nicht besonders gross aber im Zusammenspiel eine ordentliche Portion. Abgerundet wird das Gedeck durch etwas Gemüse, die Pommes Frites müssen auf einem separaten Teller Platz nehmen.

Ich beginne meinen Einstieg in den «Tower» mit dem oben aufliegenden Kalbs Cordon bleu. Beim ersten Biss wird die Panade ihrem guten Eindruck gerecht, sie ist wieder knusprig, ganz leicht salzig und angenehm bekömmlich. Die Füllung überzeugt nicht von der Menge aber vom Geschmack, der rezente Käse hinterlässt einen angenehm prickelnden Eindruck im Gaumen und der Schinken bleibt dezent im Hintergrund. Sehr gut schmeckt mir das saftige Kalbfleisch, seine Zartheit zeugt vom erfüllten Versprechen des Fleischhammers.

Jetzt habe ich Lust auf etwas Abenteuerlicheres und nehme das Hirschfilet Cordon bleu in Angriff. Beim ersten Bissen entfaltet sich ein Geschmackserlebnis, das mich beinahe aus den Socken haut. Zuerst bemerke ich das zarte Hirschfilet, das nur sehr wenig nach Wild schmeckt, aber doch so, dass man es auf keinen Fall mit Schweine- oder Kalbfleisch verwechseln kann. Gleich dahinter folgen der würzige Alpkäse, der rauchige Speck und die waldige Geschmacksnote der Steinpilze. Alles zusammen vermischt sich zu einem ausgeklügelten und fantastischen Gesamtgeschmack, den ich so in dieser Form noch nie erlebt habe.

Das Cordon bleu meiner Begleitung stösst ebenfalls auf grosse Zufriedenheit. Ich erschwatze mir einen Probierhappen, dieser schmeckt etwas derber und weniger delikat als die Geschmacksnoten meiner Cordon bleus, aber immer noch sehr lecker. Neben dem ganzen Fleisch dürfen die Beilagen nicht vergessen gehen: Die Pommes Frites sind fein gewürzt, interessanterweise sind meine knuspriger als die meiner Begleitung. Da hatte ich wohl das Glück einer frischeren Portion. Im Gemüse sticht der gedämpfte Fenchel positiv hervor, leider hat der Spinat einen sehr starken Geschmack nach Knoblauch und Zwiebeln.

Man könnten meinen, dass nach so vielen Gängen bereits Ermüdungserscheinungen einsetzen, heute Abend ist dies jedoch nicht der Fall. Vielleicht ist das eine Folge der leichten und bekömmlichen Panaden? Zum Dessert sollen uns ein Panna Cotta und hausgemachte Apfelküchlein den Abschied versüssen. Beides kommt wieder schön angerichtet, kann aber im Falle der Apfelküchlein leider nicht an die anderen Höhepunkte des Abends anknüpfen. Zu sehr fehlen mir hier fruchtige Noten im Geschmack, das süss-saure Glacé auf einem Bett aus Guetzlikrümel reisst da auch nichts raus. Die Abschlussrechnung fällt höher aus als gewöhnlich, bei der sehr hohen Qualität der Speisen und der sehr freundlichen Bedienung ist das aber mehr als in Ordnung.

Bewertung

«Tower» Cordon bleu
8/10, «Hervorragend»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://unterlachenhof.ch

Hattet ihr auch bereits ein Cordon bleu mit Wildbret? Schreibt es in die Kommentare oder meldet euch per E-Mail bei info@cordonblog.ch. Ihr möchtet keine neuen Beiträge verpassen? Cordonblog ist auch auf Facebook und Instagram, folgt mir und erhaltet Benachrichtigungen für neue Beiträge, zusätzliche Bilder und gelegentlich einen Blick hinter die Kulissen.

2 comments

Leave a comment

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert