Wirtschaft Freimann – Die Hülle macht den Ton

Der Eingang zur Wirtschaft Freimann bei Nacht

Online-Kartendienste, Bestenlisten oder Suchmaschinen: Die digitale Jagd nach guten Cordon-bleu-Restaurants ist für mich zwar eine freudige aber auch mit Unsicherheiten behaftete Recherchearbeit. Denn ob ein Lokal seine vollmundigen Versprechen einlösen kann, zeigt sich oftmals erst vor Ort in der Gaststube beim Verköstigen des ersten Bissens. Umso dankbarer bin ich, wenn ich stattdessen einem von euch eingesandten Tipp nachgehen kann, denn ihr wisst, wo leckere Cordon bleus zu finden sind. Der Auslöser für die heutige Rezension war genau ein solcher Hinweis aus einer lokalen Quelle, die mir einen Fingerzeig auf die Wirtschaft Freimann vor den Toren von Zug gab.

Auf der Fahrt zum Rand der Innerschweiz begleitet uns der erste richtige Frühlingsabend des Jahres mit all seiner Pracht: Knallgrüne Wiesen, eine milde und mit würzigen Düften gespickte Brise sowie die stetig herabsinkende Sonne, welche als oranger Feuerball auf der Kante des Horizonts balanciert. Kaum in Zug angekommen, führt einen die Route des Navigationsgeräts auch schon wieder in die grüne Landschaft hinaus. Nach einer kurzen Schleichfahrt auf der schmalen Strasse neben der Lorze begrüsst einen dann schlussendlich das stattliche und altehrwürdige Bauernhaus, in welchem die Wirtschaft Freimann residiert. Wenn es Sommer wäre, könnte man unter dem Geäst der Bäume eine emsig laufende Gartenwirtschaft antreffen. Dafür ist es jedoch trotz lauwarmer Witterung noch etwas zu früh, wir treten deshalb schnurstracks ein.

In der Gaststube löst sich meine Sehnsucht nach einem Mahl im Grünen augenblicklich in Luft auf. Dank gediegener Täferung sowie Stühlen und Tischen im klassischen Landbeizenstil gibt es hier drinnen nämlich ebenfalls reichlich Holz in allen edlen Schattierungen und Formen zu bewundern. In der einheitlichen Farbstimmung sticht der Kachelofen mit seinem türkisenen Anstrich besonders stark hervor. Wir machen es uns am runden Stammtisch in der Ecke bequem und brauchen dabei einige Momente, bis sich eine angenehme Sitzkonstellation herauskristallisiert. Als endlich alles passt, wird motiviert zur Speisekarte gelangt und mit hungrigen Augen die Auswahl studiert. Lange schauen ist nicht nötig: Das hiesige Cordon bleu kommt einzig und allein mit klassischer Füllung sowie Schweinefleisch daher, wahlweise begleitet von Pommes Frites oder Salat. Da muss ich zur Abwechslung nicht grossartig herumstudieren und gebe blitzartig die Bestellung für das traditionelle Duo aus Fleischtasche sowie Fritten auf.

Die Wartezeit zieht sich etwas hin, den ungeduldig knurrenden Magen tröstet einzig und allein die Hoffnung, dass sich dies hoffentlich positiv auf die Qualität des Cordon bleus auswirkt. Am Tisch nebenan wird unterdessen ein munterer Jass geklopft, man ist fest in die Karten vertieft und ich nehme mir zum x-ten Mal den Vorsatz, mich endlich auch wieder einmal mit den Regeln des Nationalspiels vertraut zu machen. Nach einigen weiteren Momenten teilt mir das Schicksal dann ein vielversprechend aussehendes Blatt in Form eines gut gefüllten weissen Tellers aus, von dessen Mitte her verlockende Düfte in meine Nasenhöhlen wabern. Das langgezogene und mit orange-brauner Panade umrahmte Cordon bleu nimmt unverblümt die Hälfte des Tellers für sich in Beschlag. Da die mit leicht austretenden Käsefäden verzierte Spitze wie ein Pfeil auf meinen Bauch zeigt, lasse ich mich nicht lange bitten und schneide hurtig an. Die Menge an Füllung stimmt mich anfänglich positiv, im Gaumen kann der sanfte Käse (meiner Meinung nach ein junger Gruyère) jedoch nicht mit der ersehnten Intensität brillieren. Die rahmige Note, welche er im Abgang entfaltet, mundet mir allerdings durchaus. Glücklicherweise springen die Panade sowie das Schweinefleisch als Zugpferde des Genusses ein und machen ihre Sache sehr gut: Erstere tänzelt leichtfüssig dünn knuspernd daher und bringt eine willkommene Spur Würze in die Geschmackskomposition mit ein, während das Fleisch mit seiner zarten und wohlfeil saftenden Art für herzhaften Ausgleich sorgt. Ein weiterer Lichtblick sind die vorzüglichen Pommes Frites, welche mich insbesondere durch ihre hauchdünne aber trotzdem noch anständig knuspernde Hülle beeindrucken.

Obwohl die Cordon-bleu-Portion anständig war, sehnt sich mein Gaumen nach einer kleinen Süssigkeit, um den Abend angemessen abzurunden. Ein Zettel am Kachelofen weist darauf hin, dass heute hausgemachte Rhabarbertorte im Angebot steht. Diese rennt bei meinen auf Frühling getrimmten Sinnen offene Türen ein, mit entsprechender Vorfreude harre ich nach der Bestellung ihrem Eintreffen entgegen. Dieses eine Mal bricht das Restaurant jedoch mit meinen Erwartungen: Das fruchtige Dessert kommt nicht im traditionellen Früchtekuchen-Gewand daher, sondern als schaumig-wolkige Interpretation, welche eher an einen Cheesecake erinnert. Dafür ist sie bekömmlicher als gedacht und liefert den erhofften süss-sauren Kick. Frohgemut treten wir den Rückweg an und als die Strasse uns wieder in die belebten Stadtgefilde führt, erscheint einem die gemütliche Holzstube im Grünen bereits wie ein schöner Traum.

Wessen Herz für bodenständige Cordon bleus schlägt und bei der Käsefüllung in Sachen Würze ein Auge zudrücken mag, wird mit der klassischen Variante der Wirtschaft Freimann zufrieden sein. Wegen der charmanten Lokalität empfehle ich aber auch allen anderen, einmal einen Abstecher in Betracht zu ziehen. Die Speisekarte enthält abseits von Cordon bleu nämlich auch weitere währschaft gluschtige Speisen.

Bewertung

Klassisches Cordon bleu vom Schwein
6/10, «Gut»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://wirtschaft-freimann.ch

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Falls dieser Beitrag Appetit auf mehr geweckt hat, findet ihr in der Übersicht noch viele weitere meiner Rezensionen von Cordon bleus aus der ganzen Schweiz.

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