Restaurant Limi-Hütte – Die Käsefrage

Eingang des Restaurants Limi-Hütte

Während einer Hitzewelle flüchtet man am besten aus der brutzelnden Stadt und reist hinaus aufs Land. Ehrensache, dass da gleich noch bei einem Geheimtipp vorbeigeschaut wird. Die Limi-Hütte in der Nähe von Zug wurde mir über mehrere Ecken als bestes Cordon bleu Restaurant im Kanton angepriesen.  Eine kuriose Käsefüllung sorgte bei meinem Besuch jedoch für gespaltene Gemüter…

Die Klimaanlage im Auto sorgt für angenehm kühle Temperaturen, während draussen vor den Scheiben alles wegzuschmelzen droht. So reist es sich angenehm, auch wenn uns die abenteuerliche Anreise zum Restaurant quer durch grüne Hügel sowie vorbei an Feldern und Feldwegen führt. Unser Ziel entpuppt sich wirklich als Hütte, die direkt neben einem Bauernhof steht. Wir rümpfen zu Beginn unsere Städternasen ab dem strengen Geruch nach Schweinestall, man gewöhnt sich freilich erstaunlich rasch daran.

Der Aussenbereich des Restaurants ist rappelvoll, aber da wir in weiser Voraussicht reserviert haben, wartet ein schattiges Plätzchen unter den Sonnenschirmen auf uns. Die Gäste an den anderen Tischen decken die ganze Bandbreite des Kantons ab, von englischsprechenden Schlipsträgern bis hin zu dialektknurrenden Büezern ist alles vertreten. Kaum haben wir Platz genommen, gesellt sich bereits die Bauernhofkatze an unseren Tisch und bettelt mit sehnsuchtsvollem Blick um ein paar Häppchen. Aber ohne Bestellung gibt es nichts zum Verfüttern, wir schlagen deshalb eilig die schmucken Speisekarten auf und studieren das Angebot. “Fleisch macht schön”, verspricht das Menu, das klingt ja schon einmal vielversprechend (Auch wenn ich diese Aussage aus eigener Erfahrung leider nicht bedenkenlos unterschreiben kann). Die Auswahl an Fleisch ist tatsächlich tadellos. Egal ob vom Grill, aus der Pfanne, vom Schwein oder Rind: Wenn man es metzgen kann, ist es hier im Angebot. Doch mich interessieren hauptsächlich die Cordon bleus und auch davon gibt es verschiedene Varianten. Es sind vier Sorten aufgeführt, bei denen sich das “Beilagenfleisch” unterscheidet. Man kann sein Schweins-Cordon bleu (vom Kalb nicht erhältlich) mit Schinken, Speck, Salami oder Rohschinken erhalten, wobei letzteres nicht paniert wird, sondern nur im Ei geschwenkt. Als Beigabe stehen Pommes Frites oder Salat zur Verfügung.

Unser Tisch deckt alle Variationen ab ausser dem Rohschinken, mit dem Eimantel konnte sich niemand so recht anfreunden. Ein grosses Lob gebührt der stets sehr freundlichen und aufmerksamen Bedienung, die uns trotz voller Auslastung durchgehend zügig bedient und nach unserer Bestellung auch gleich einen Korb mit Faustbrot und Ketchupflaschen auf den Tisch stellt, was meinem Kollegen den Ausruf “Dasch doch währschaft!” entlockt. Damit ist die Atmosphäre des Lokals treffend beschrieben, welches mit den Sonnenschirmen, Plastikstühlen und Holzbänken eher den Eindruck einer gemütliche Besenbeiz als eines nüchternen Restaurants macht. Obwohl es Abend ist und wir uns im Grünen befinden, bleibt die Sauhitze ein steter Begleiter. Von Zeit zu Zeit erbarmt sich eine Brise und verschafft uns ersehnte Abkühlung, abgesehen davon kann man nichts anderes tun als zu versuchen, der eigenen Austrocknung mittels Zuführung von grossen Mengen Eistees entgegenzuwirken. Das zeitnahe Eintreffen der bestellten Cordon bleus sorgt für willkommene Abwechslung.

Auf meinem Exemplar mit Speck thronen zwei Zitronenschnitze, daneben haben es sich Pommes und Gemüse gemütlich gemacht. Neidisch blicke ich auf die Teller meiner Tischgemeinschaft, deren Cordon bleus scheinen mir deutlich grösser zu sein als meins! Aber man muss das Beste aus dem machen, was man hat und so schneide ich mir den ersten Bissen bereit. Dabei fällt gleich auf, dass die Unterseite der Panade sehr fettig und labbrig ist. Optisch mau, aber trotzdem lecker. Der Speck ist geschmacklich ein Volltreffer: Leicht geräuchert, dezent salzig und etwas dicker geschnitten als sonst hinterlässt er bei jedem Biss ein sanftes Kribbeln auf der Zunge. Die Panade macht geschmacklich einen besseren Eindruck als mit ihrer Textur. Sie ist würzig, aber nicht salzig, ein kleiner, aber essenzieller Unterschied. Kommen wir nun zum Sorgenkind des heutigen Abends, der Käsefüllung. Der klebrigen Konsistenz und dem Geschmack nach handelt es sich dabei offenbar um hundsgewöhnlichen Scheiblettenkäse. Gewissen Naturen mag dies zusagen, ich schätze so etwas in meinem Cordon bleu gar nicht. Dass er reichlich vorhanden ist, macht die Sache auch nicht besser, ganz im Gegenteil.

Von den anderen Plätzen am Tisch ist ebenfalls lautes Murren darüber zu vernehmen. Eine Kollegin geht sogar so weit und meint, sie hätte das Fleisch lieber ohne Käse. Kein Wunder, beim Schweinefleisch gibt es nämlich gar nichts zu meckern, so zart, geschmackvoll und saftig sollte es überall sein. Netterweise darf ich von den Cordon bleus meiner Mitessenden probieren und auch da zeigt sich, dass die Limi-Hütte in Sachen Fleisch ordentlich abliefert. Die Salami ist mundig und hat nicht den üblichen penetrant salzigen Geschmack, während der Schinken ebenfalls mit feinem Charakter besticht. Last but not least widme ich mich meinen Beilagen. Die üppigen Pommes Frites sind knusprig und schmecken lecker, das Gemüse ist einmal mehr einfach Durchschnitt.

Die Aussage, der Hauptgang habe einen gemischten Eindruck hinterlassen, wäre eine enorme Untertreibung. Dem in allen verkosteten Formen sehr guten Fleisch steht der enttäuschende Klebekäse gegenüber und in der Frage, was letzten Endes den grösseren Einfluss auf den Gesamtgeschmack hat, sind wir uns ganz und gar nicht einig. Konsens besteht aber in der Hoffnung, dass im Kanton noch bessere Cordon bleus zu finden sind. Der Hitze wegen wagen wir uns trotzdem noch an ein Dessert. Nach einigem Hin- und her haben alle etwas gefunden, für mich kommt natürlich nur das Kronjuwel der Dessertkarte in Frage, der riesige Coupe Limi-Hütte. Dieser ist sogar noch grösser als befürchtet, und zwar eine abwechslungsreiche, aber auch anstrengende Angelegenheit. Die schiere Menge an Früchtestücken und Glacekugeln bringt mich an meine Grenzen. Schlussendlich hat aber alles Platz, obgleich meine Zunge vom vielen Eis ganz taub wird (in dieser Gluthitze ein durchaus angenehmer Nebeneffekt).

Der Nachtisch hat niemanden gross um-, aber doch versöhnlicher gestimmt. Beim Zahlen möchte mein Kollege die Käsefrage nun endgültig klären und fragt freundlich nach, was denn das in unseren Cordon bleus gewesen sei. Die Antwort darauf? Es sei eine Hauskäsemischung, geheim und in jahrelanger Arbeit verfeinert! Dies lässt uns alle ratlos zurück, dass es Scheiblettenkäse war, würden wir, wenn nötig unter Eid schwören. Das Thema begleitet uns auf dem ganzen Rückweg nach Zug und wenn ich ehrlich bin, denke ich heute noch darüber nach. Da ist in den nächsten Jahren wohl einmal ein Nachtest fällig.

Liebe Limi-Hütte, was mache ich nur mit dir? So gerne ich das Fleisch hatte, über das Käsedebakel komme ich einfach nicht hinweg. Deshalb also eine Empfehlung mit Einschränkungen: Wer mit dieser Sorte Käse keine Probleme hat, kann bedenkenlos einkehren, alle anderen müssen selber entscheiden, ob die restlichen Bestandteile den Kritikpunkt aufwiegen können. Beachtet ausserdem, dass man zum Zeitpunkt meines Besuchs nur mit Bargeld bezahlen konnte. Ein vorgängiger Gang zum Bankomaten ist also Pflicht.

Bewertung

Schweins-Cordon bleu mit Speck
5/10, «Durchschnittlich»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

http://www.hri.ch/de/restaurant-limi-huette-huenenberg-kanton-zug-ch/

Wie steht ihr zu Scheiblettenkäse im Cordon bleu? Schreibt es in die Kommentare oder meldet euch per E-Mail bei info@cordonblog.ch. Ihr möchtet keine neuen Beiträge verpassen? Cordonblog ist auch auf Facebook und Instagram, folgt mir und erhaltet Benachrichtigungen für neue Beiträge, zusätzliche Bilder und gelegentlich einen Blick hinter die Kulissen.

2 comments

  1. Das ist definitiv kein Scheiblettenkäse!! Vielleicht ist ihnen der Käse ausgegangen oder sonst was. Aber genau den Käse mag ich so an diesem Cordon Bleu. Es ist genug Käse drin, so dass nicht alles rausläuft wenn man ins gute Stück schneidet. Es ist gross aber nicht zu gross, geschmacklich top und vorallem zu diesem Preis gibt es nichts zu jammern! Bezüglich Preis hast du nichts erwähnt was ich schade finde. Denke deine Bewertung mit 5/10 ist weit verfehlt. Für mich ist Preis/Leistung Top! Aber für mich ist es auch fragwürdig wenn jemand das Cordon Bleu mit Kalb bestellen will, das geht für mich gar nicht. Ist aber Geschmackssache (Entweder man hat ihn oder nicht ;))
    Hoffe für dich, dass du wieder mal gehst, für mich die Nummer 1!

    1. Hallo Michi, danke für deinen Kommentar. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und es freut mich, wenn dir das Cordon bleu der Limi-Hütte so gut schmeckt 🙂
      Der Preis spielt bei meinen Rezensionen tatsächlich nicht die Hauptrolle, entscheidender ist für mich der Geschmack. Diesbezüglich konnte mich das servierte Cordon bleu leider nicht ganz überzeugen aber ich schliesse weiterhin nicht aus, dass es eines Tages einen Nachtest geben wird.

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