Hotel Restaurant Engel – Überirdischer Fladen

Eingang des Restaurants

Der nächste Stopp auf meiner Cordon bleu Tour de Suisse ist das beschauliche Stans, Hauptort des Kantons Nidwalden. Dort hat das Hotel Restaurant Engel nämlich eine Sorte mit ganz spezieller Käsefüllung im Angebot, die ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte. Ob man hier als Cordon bleu Fan wohl in den kulinarischen Himmel geführt wird?

Die Temperaturen im Wetterbericht tanzen über der 30-Grad-Grenze, es ist wieder einmal heiss, sehr heiss sogar, um genau zu sein. Dank leistungsstarker Kühlung bleibt es im Zug Richtung Zentralschweiz durchaus angenehm und der Anblick des azurblauen Vierwaldstättersees vor dem Fenster erfrischt das Gemüt ebenfalls. Kurz nach Stansstad, gelegen am Fusse des luxuriösen Bürgenstocks, wird auch schon mein Zielbahnhof ausgerufen. Auf dem Weg zum Dorfplatz zeigt sich der Ort von seiner idyllischen Seite und mir stechen die stolzen Gipfel ins Auge, die rings um Stans verteilt sind. Über einem ziehen sich bereits dunkle Wolken zusammen, Vorboten einer ersehnten Abkühlung. Da ich etwas früh bin, bleibt mir noch Zeit für einen Abstecher zum eindrucksvollen Winkelrieddenkmal und zur katholischen Pfarrkirche.

Beim Näherkommen lässt einen die schmuck verzierte Fassade des Hotels erahnen, dass hier ein geschichtsträchtiges Gebäude vor einem steht. Tatsächlich erfüllt es die Rolle als Gasthaus bereits seit über 200 Jahren und wurde seitdem immer wieder erneuert. Die Terrasse ist bereits gut gefüllt, zum Glück habe ich wie immer reserviert, sonst wäre vermutlich kein Platz mehr frei gewesen. So kann ich am Tisch in der Ecke Platz nehmen, meine Beine ausstrecken und die großartige Aussicht auf den Dorfplatz und die Kirche geniessen. Nicht minder erfreulich ist der Blick auf die Cordon bleu Sektion der Speisekarte, wo mich eine übersichtliche aber dafür erlesene Auswahl erwartet. Die vier Sorten haben alle ihren eigenen Reiz, bei der “Grossmutter” locken Speck und gedünstete Zwiebeln, die “Försterin” wartet mit sautierten Pilzen und frischen Kräutern auf und das “Original” ist der altbekannte Klassiker. Mein Herz schlägt jedoch einmal mehr für den Lokalmatador, das mit hiesigen Spezialitäten gefüllte “Nidwaldner” Cordon bleu. Trockenfleisch aus der Gegend, Stanser Fladen und Knoblauch sind eine Kombination für gehobene Geniesser, da passt Kalbfleisch für einmal wie die Faust aufs Auge. Alle Varianten sind auch mit Schweinefleisch und in der liebevoll benannten Grösse “Frohsinn” mit 400g erhältlich, als Beilage werden Pommes Frites und Sommergemüse serviert. Das Gewichtsupgrade wandert zur grossen Freude meines Hungers auch gleich auf meine Bestellung.

Die überaus freundliche Bedienung bringt mir anschliessend ein Schüsselchen mit frischem Brot. Auf meinem Tisch stehen nämlich zwei Flaschen Olivenöl mit unterschiedlichen Geschmacksnoten, die nur darauf warten, mit den Scheiben kombiniert zu werden. Eine fantastisch schmeckende Vorspeise und genau das Richtige bei so warmem Wetter. Leider sehen das einige Wespen ebenfalls so und es dauert nicht lange, bis auf meinem Glas und Teller das grosse Krabbeln ausbricht. Von der aufmerksamen Bedienung kommt aber rasch Erlösung in Form eines kleinen Wassersprays. Damit kann ich den Insekten beikommen und es herrscht wieder Ruhe.

Auf den Hauptgenuss muss ich nicht arg lange warten, der üppig gefüllte Teller wird mir mit einem Lächeln und den Worten “Voila, es bitzeli Cordon bleu!” serviert. Das ist eine charmante Untertreibung, wie sich später herausstellt wird mein Magen ebenfalls “bitzeli” damit ringen. Der Ersteindruck ist sympathisch, die Panade könnte etwas mehr Farbe vertragen, aber dafür ist sie überall trocken und knusprig. Beim Anschneiden wird aus Sympathie dann die grosse Liebe, es schmatzt ungeheuerlich und während der blasse Käse unermüdlich aus der Hülle fliesst, dringt ein umwerfend würziger Geruch mit dezenter Knoblauchnote zuerst an meine Nase und dann in meine Mundhöhle. Der Stanser Fladen hat ein spannendes Geschmacksprofil: Erdig, sanft, leicht bitter und schön klebrig. Er erinnert mich an den Vacherin Mont-d’Or, den bekannten Ofenkäse in der Holzschachtel, welcher in unserem Haushalt im Winter mit Weisswein genossen wird. Im Gegensatz zum Vacherin ist der Fladen aus Nidwalden aber weniger herb und schmeckt mir deshalb noch ein Stück besser. Einen angenehmen Kontrast bietet das leicht salzige Trockenfleisch, welches die sanften Seiten des Käses ausgleicht. Ebenfalls hervorragend ist das zarte und geschmackvolle Kalbfleisch, das wie erwartet sehr gut zum Gesamtpaket passt. Sehr löblich: Vom Knoblauch scheint man nur vorsichtig Gebrauch gemacht zu haben, er ist bemerkbar ohne störend aufzufallen.

Während beim Cordon bleu Freude herrscht, zeigt sich bei den Beilagen ein gemischtes Bild. Das Sommergemüse ist so wie es sein soll, knackig und nicht zu stark gewürzt. Der Geschmack passt auch bei den Pommes Frites aber deren Textur ist nicht knusprig genug, da wäre eine längere Verweilzeit im Ofen angebracht gewesen. Ich bin aber gar nicht so unglücklich, so kann ich mich guten Gewissens der Hauptspeise widmen und die Beilage etwas ruhen lassen, was wegen der eindrücklichen Menge an Cordon bleu auch zwingend nötig ist. Es hat dann zwar alles Platz, aber so bleibt zu meinem Bedauern keinen Raum für ein Dessert und ich muss mir die Abkühlung stattdessen am Dorfplatzbrunnen holen. Als ich schlussendlich zurück zum Bahnhof schlendere, verabschiedet sich die Sonne in gemächlichem Tempo hinter dem Haslihorn und taucht den Himmel dabei in ein helles Orange. Ein schöner Anblick, der den Abschied jedoch nicht leichter macht.

Von meiner Seite aus gibt es eine glasklare Empfehlung für die Cordon bleus im Restaurant Engel. Es erwartet euch zwar nicht in allen Belangen der Himmel, “sündig gut” wie es die Website verspricht ist es aber auf alle Fälle.

Bewertung

Nidwaldner Cordon bleu
7/10, «Sehr gut»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://www.engelstans.ch/

Habt ihr auch schon Stanser Fladen verköstigt und wie war euer Eindruck davon? Schreibt es in die Kommentare oder meldet euch per E-Mail bei info@cordonblog.ch. Ihr möchtet keine neuen Beiträge verpassen? Cordonblog ist auch auf Facebook und Instagram, folgt mir und erhaltet Benachrichtigungen für neue Beiträge, zusätzliche Bilder und gelegentlich einen Blick hinter die Kulissen.

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