Gasthaus Krone – Gonten Appetit

Die Fassade des Gasthaus Krone in Gonten

Dieses Restaurant wurde von mir als eines der Cordon bleus des Jahres 2023 ausgezeichnet. Weitere Informationen dazu hier.

Unter den zahlreichen Rückmeldungen auf den Beitrag von FM1 Today zu den Cordon bleus des Jahres (Link) gab es auch einen Tipp, welcher mich auf das Gasthaus Krone in Gonten und dessen Cordon bleu Festival verwies. Dort gebe es Variationen mit Hit-Potenzial, die man einmal verköstigen müsse. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und so viel sei bereits verraten: Der Hinweis sollte sich als Volltreffer herausstellen.

Unsere Autofahrt durch die lauschigen Hügel des Appenzellerlandes erhält durch die einsetzende Abenddämmerung einen beinahe magischen Anstrich. Als Tüpfelchen auf dem i kommen noch die frühlingshaft-milde Witterung sowie der von der Abendsonne in blutrotes Licht getauchte Säntis dazu, eine ungewohnte Kombination für Ende Februar. Je näher wir dem Ziel kommen, desto lauter wird im Fahrzeug über leere Mägen und Mordsappetit geklagt. Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, nach dem Ausstieg erst einmal das vor uns aufragende, wunderschöne Gebäude mit seiner Schindelfassade und den altehrwürdigen Fenstern zu bestaunen.

Im Eingangsbereich gibt es einen kurzen Moment der Verwirrung, ehe wir merken, dass sich die gesuchte Stube hinter der unscheinbaren Tür zu unserer Linken befindet. Dort begrüsst uns eine von hellem Holz geprägte Einrichtung, die heimelige Atmosphäre sinkt wie ein wohliger Mantel auf die Schultern hinab. Die prägnanten Lampen an der Decke stechen ebenso ins Auge wie die verzierten Glasscheiben in den Fensterrahmen, welche auch von innen eine äusserst gute Figur machen. Graue Tischsets, dunkelrote Servietten sowie eine dezente Tischdekoration aus Trockenblumen und farbigem Teelicht setzen elegante Kontrapunkte zu den traditionellen Beizenelementen.

Mit einem freundlichen Lächeln werden uns die Speisekarten für das Cordon bleu Festival in die Hände gedrückt. Hunger und Vorfreude führen dazu, dass wir die Seiten mit einer Ernsthaftigkeit studieren, als wäre darauf ein Meisterwerk der Weltliteratur abgedruckt. Die Beschreibungen der Füllungen klingen verlockender als jede entzückende Prosa über die Vergänglichkeit des Seins: Neben rustikalen Klassikern wie Speck und Appenzellerkäse (was sonst?) oder Landrauchschinken mit Holzfasskäse findet man auch Spannendes wie die Sorte “Säntis Malt”, bestehend aus Mostbröckli, Säntisbergkäse sowie Whisky-Brot. Einmal mehr wird einem die Wahl nicht leicht gemacht. Während mein Herz dringend das Whisky Cordon bleu probieren möchte, gibt der Magen rumpelnd seine Vorliebe für das “Riesen Krone” (Speck, Mostbröckli, Appenzeller Käse, 500 gr.) durch. Letzten Endes siegt die Lust auf etwas Deftiges über die Experimentierfreude, glücklicherweise entscheidet sich aber jemand anders am Tisch für das hochprozentige Cordon bleu. Ein “Jäger” vom Kalb komplettiert die Bestellrunde. Selbstverständlich braucht es noch eine Beilage, nach längerer Absenz schlägt endlich wieder einmal die Stunde der Pommes Frites.

Der verheissungsvolle Duft nach rezentem Käse mit einer scharfen Knoblauchnote verwandelt die Wartezeit für unsere gierenden Bäuche in eine Tortur. Glücklicherweise werden wir nicht allzu lange auf die Folter gespannt, dem himmlischen Geruch folgen nach einigen Minuten bereits drei grosse Teller mit den bestellten Leckereien. Mein “Riesen Krone” ist so massiv wie erhofft, der Anblick lässt mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Beginnen tue ich jedoch mit den Beilagen, wobei insbesondere die Pommes Frites mit ihrer durchsichtig schimmernden Textur ins Auge stechen. Kenner wissen, dass dies das Gütesiegel für erstklassige Knusprigkeit darstellt und dieses Versprechen wird auch bravourös eingelöst. Zusammen mit der krossen Mantelung schliesst mein Gaumen Bekanntschaft mit einem exquisiten Kräutersalz, welches grosszügig darüber verstreut wurde. Neben einer angenehmen Würze verbreitet es zusätzlich eine saure Note, von der es mir angenehm die Zunge kräuselt. Die abwechslungsreichen Gemüseportiönchen kommen wie Farben auf einer Palette daher und überzeugen sowohl optisch als auch mit Bissfestigkeit und Geschmack.

Nachdem ich mir so über Umwege ein wenig Mut angegessen habe, schwenkt die Aufmerksamkeit zurück zum Riesen Cordon bleu. Dessen dunkelbraune, knusprige, herrlich feinkörnige Panadentextur ist visuell eine solche Wucht, dass ich beim Absäbeln des ersten Stücks beinahe ein schlechtes Gewissen bekomme. In dem Moment, da meine Zähne in das Schweinefleisch sinken, verfliegt aber jede Spur von Reue. Es ist in seiner Zart- sowie Saftigkeit der strahlende Beweis, warum ich meine Cordon bleus in der Regel vom Schwein bestelle und auf seine Art etwas vom Besten, das mir bei meinen Tests je untergekommen ist. Um diese charaktervolle Bastion drängen sich die restlichen Zutaten, allesamt ebenfalls kräftige Naturen. Salziger Speck und mildes Mostbröckli harmonieren als Duo, während es vom rezenten Appenzellerkäse durchaus noch mehr in der Füllung haben dürfte. Keine Frage, bei dieser Kreation handelt sich um ein rustikales Kraftpaket. Ab der Hälfte sehne ich mich aber nach ein wenig Abwechslung im Geschmacksbild, ausserdem entfachen der würzige Speck und die Panade enormen Durst. Meinem Genuss tut dies jedoch keinen Abbruch, der Riese verschwindet in grossen Bissen vom Teller.

Höchste Zeit, einen Blick auf die Teller meiner Mitessenden zu werfen. Besonders das “Säntis Malt” hat mein Interesse geweckt und netterweise erhalte ich einen grossen Bissen zum Probieren. Tatsächlich wurde es mit in Whisky getränktem Brot gefüllt und das Resultat ist ein intensives Aroma, welches die Mundhöhle befeuert und durch fruchtige Nuancen entfernt an Kirsch erinnert. Etwas Vergleichbares hatte ich noch nie auf dem Teller, Chapeau an die Küche für diesen großartigen Einfall. Auch vom “Jäger” gibt es einen Versuchshappen, mit Speck, Knoblauch, Champignons und Bündner Käse etwas eher Bodenständiges. Der Geschmackseindruck fällt überraschend vielfältig aus, er erinnert mich im positiven Sinne an ein Kaminfeuer: Dunkel, herb und herzhaft. Ganz ehrlich: Ich bin tatsächlich etwas neidisch auf die Sorten meiner Begleiter, die etwas variantenreicher scheinen als mein eigenes (trotzdem hervorragendes) Cordon bleu.

Trotz der wuchtigen Portionengrösse ist noch ein Fitzelchen Platz für Dessert übrig. Mein bestellter Coupe Heisse Liebe entfacht mit seiner fruchtig-süssen Beerensauce und dem rahmigen Glacé die amourösen Gefühle für die Kronenküche aufs Neue. Die aussergewöhnlich knusprige Konsistenz der beigelegten Guetzlirolle deutet daraufhin, dass sie wahrscheinlich im Hause frisch zubereitet wurde. Der Anblick meines Bruders, welcher selig sein Williamssorbet mit Honigwilliams löffelt und in höchsten Tönen lobt, lässt aber wieder neidische Gefühle aufkommen. Bevor es zum Familienkrach kommt, brechen wir satt und zufrieden auf.

Pommes Frites der Spitzenklasse, heimeliges Ambiente mit bodenständiger Appenzeller Gastfreundschaft sowie Cordon bleus, die mit wunderbarer Panade und saftigem Fleisch auftrumpfen: Das Gasthaus Krone in Gonten trägt seinen Kopfschmuck zu Recht. Wenn ihr Cordon bleus liebt, kann ich euch einen Besuch nur ans Herz legen.

Bewertung

Schweins Cordon bleu «Riesen Krone»
8/10, «Hervorragend»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://kronegonten.ch

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