Restaurant Schafräti – Chuchichäschtli und Schneefall

Aussenaufnahme Fassade Restaurant Schafräti

Das Appenzellerland blickt auf eine lange und stolze Käsetradition zurück. Es ist deshalb keine Überraschung, dass die Region auch in Sachen Cordon bleu einiges zu bieten hat. Im Restaurant Schafräti (Appenzeller Dialekt für „Küchenkasten“) in Herisau gab es für wenige Tage ein Cordon bleu-Festival und das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.

Ein später Kälteeinbruch sorgt an diesem Samstag für stetigen Schneefall. Dies macht unsere Autofahrt nach Herisau durch weiss gezuckerte Hügel und Wiesen aber umso schöner. Die helle, wunderschön verzierte Holzfassade des Restaurants und das beeindruckende Wirtshausschild strahlen Gastfreundlichkeit aus und locken uns vom kalten Wetter hinein in die warme Stube. Der Weg dorthin ist sympathisch verwinkelt: Ein schmaler Gang führt uns an den Toiletten vorbei zur Küche, auf der rechten Seite befindet sich dann die ersehnte Tür mit der Aufschrift „Restaurant“. Die niedrige Decke gehört selbstverständlich ebenfalls zu so einem Appenzellerhaus.

Die Gaststube ist angenehm gefüllt, es geniessen bereits einige andere Gäste ihr Mittagessen. Die herzliche Bedienung führt uns zu einem Tisch in einer gemütlichen Ecke, wir haben zum Glück vorher reserviert. Hier drinnen ist es angenehm warm, aus den Lautsprechern ertönt Ländler, die Wände sind behängt mit diversen Erinnerungsgegenständen wie einem Wanderpreis vom Mannschaftsmähen und einer kleinen Fahne des eidgenössischen Jodlerverbands. Ein Plakat an der Wand preist Dosen mit eingemachtem „Schwiinigs“ an. Eine äussert behagliche und familiäre Stimmung also, ich fühle mich hier wohl.

Wir nehmen die Cordon bleu-Karten zur Hand und lesen uns durch die abwechslungsreiche Auswahl. Neben rustikalen Klassikern mit Speck oder Pilzen gibt es auch Spezielles, zum Beispiel die Variation „Williams“ mit Birnen in der Füllung. Ganz so abenteuerlich bin ich heute nicht unterwegs, aber etwas ungewöhnlicher als sonst darf es durchaus sein: Ich wähle die Sorte „Griechisch“, ein Schweins-Cordon bleu gefüllt mit Käse, Zwiebeln, Kräutern und Ricotta und als Beilage hausgemachte Spätzli. Meine Mitesser entscheiden sich für die Varianten „Jäger“ (Käse, Speck und Pilze) mit Pommes Frites und „Kalb“ (Kalbfleisch, Mostbröckli und Käse) mit einem Salat.

Unser Tischgespräch plätschert vor sich hin, unterbrochen von Pausen, in denen wir dem Schneetreiben vor den Fenstern zusehen. Kurz bevor unser Appetit überhandnimmt, werden unsere beladenen und dampfenden Teller an den Tisch gebracht. Mein üppiges Cordon bleu, flankiert von einer grossen Portion Spätzli und Gemüse, macht einen prächtigen Eindruck. Ausgehungert wie wir sind, reicht die Zeit gerade noch für ein kurzes „En guete“, dann werden die Messer gezückt. Das Schweinefleisch fällt mir als erstes auf, es ist ungewöhnlich dick und schmeckt deutlich nach Pfeffer. Es mundet aber gut, vor allem in Kombination mit der knusprigen Panade. In der Füllung dominiert der leichte und milde Ricotta, den anderen beigemischten Käse bemerke ich nur sehr schwach. Zwiebeln und Kräuter haben ebenfalls sehr diskrete Auftritte, letztere sind im Abgang kurz erschmeckbar. Eine andere Erfahrung als meine üblichen Cordon bleus also, eher luftig und leicht, aber vielleicht stösst es bei mir genau deshalb auf Anklang.

Netterweise darf ich bei meinen Tischgenossen probieren: Der Käse im „Kalb“ ist ausgezeichnet, rezent und stark aber nicht zu bitter, sehr charaktervoll. Auch das gebratene Mostbröckli kann geschmacklich überzeugen. Die Pilze im „Jäger“ glänzen geschmacklich leider nicht, es wird aber ebenfalls mit Genuss verspeist. Nach diesen Probierhappen wende ich mich meinen Beilagen zu. Die Spätzli sind schlicht und einfach her-vor-ra-gend, sie schmecken leicht nach Butter. Davon könnte ich ohne Probleme eine ganze Schüssel essen. Das Gemüse ist währschaft aber nichts Spezielles.

Bevor wir den Heimweg antreten, brauchen wir aber noch etwas Süsses. Unser Fahrer begnügt sich mit einem Kaffe, der andere Begleiter wählt ein Kinderglacé, welches aber zur allgemeinen Erleichterung nicht in einer Sandkastenform, sondern in einem normalen Glas serviert wird. Meine Meringues mit hausgemachtem Rahm sind sehr grosszügig portioniert und stimmen farblich schon einmal auf die Schneelandschaft ein, die uns auf der Heimreise erwartet. Zum Abschied wechseln wir noch ein paar Worte mit dem sympathischen Gastwirt, er freut sich sichtlich, dass wir vom Zürichsee extra für die Cordon bleu nach Herisau gekommen sind.

Uns hat es ebenfalls gefreut. Die Cordon bleu sind gut, wenn auch nicht exzellent aber das wahre Highlight des Besuches war für mich die gemütliche Stube und die unverkrampfte Gastfreundlichkeit. Dafür lohnt es sich, hier auch ausserhalb des Cordon bleu Festivals vorbeizuschauen, normale Cordon bleus (Schwein und Kalb) gibt es nämlich immer. Wichtig: Füllt eure Portemonnaies und Handyakkus vor dem Besuch, man kann nur bar oder mit Twint bezahlen.

Bewertung

Cordon bleu «Griechisch»
6/10, «Gut»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

http://www.schafraeti.ch/

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