Restaurant Haldenbach – Der grösste Zürcher

Eingang des Restaurant Haldenbach bei Nacht

Die Cordon-bleu-Szene in Zürich zeigt sich bei jedem Besuch wieder von einer anderen Seite. Dieses Mal ist das Restaurant Haldenbach an der Reihe, dessen Wirt aus seiner 17-jährigen Zeit bei der bekannten Rheinfelder Bierhalle ein besonders enormes Cordon bleu für die Speisekarte mitgenommen hat. Man füge dieser Konstellation noch eine Empfehlung aus dem Familienkreis hinzu und dann wird klar, was mich zu einem Besuch reizte. Ob die Portion in Übergrösse auch für Glücksgefühle sorgte, wird euch diese Rezension erzählen.

Der warme Schein aus den hohen Fensterscheiben des Lokals ist ein willkommener Lichtblick an diesem nassen Novemberabend. Der Blick hinein verrät schnell, dass hier keine übliche Quartierbeiz auf die Gäste wartet, ein Urteil, welches nach dem Aufdrücken der Eingangstüre nachhaltig bestätigt wird: Gepflegtes Holzmobiliar, in dem sich sanft der Glanz der Lichter spiegelt, unaufgeregt elegant gedeckte Tische und leise erklingende Jazzstandards lassen einen nach kurzer Zeit vergessen, dass man bloss wenige Gehminuten von der Universität entfernt ist. Stattdessen wähnt man sich am Paradeplatz oder in der Lobby eines ausgesuchten Hotels, auf alle Fälle an einem Ort wo Leute in gutsitzenden Anzügen mit leisen Stimmen hochfliegende Deals besprechen.

Ein Blick in die Speisekarte bringt die luftigen Vorstellungen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Küche hat sich auf eine angenehme Anzahl klassischer Gerichte der gutbürgerlichen Küche fokussiert, darunter auch das bereits erwähnte Cordon bleu im XXL-Format. Wählen kann man zwischen Schwein oder Kalb, die Füllung wird nicht weiter ausgeführt und scheint im traditionellen Schinken-Käse-Format daherzukommen. Erwähnenswert ist die dritte Variante vom Poulet, welche im Gegensatz zu den anderen beiden in einer handlicheren Gewichtsklasse zu haben ist. Ein Kontrollblick auf die Teller der nebenanliegenden Tische zeigt, dass bei allen mindestens ein Riesen Cordon bleu verspeist wird. Ich deute das mal als gutes Zeichen, gedulde mich aber noch bis meine Begleitung eingetroffen ist, bevor mir die Bestellung dann endlich über die Lippen wandern darf.

Getreu dem Motto «Erst die Pflicht, dann die Kür» essen wir artig den zur Vorspeise servierten grünen Salat, der durchaus knackig aber ansonsten nicht weltbewegend schmeckt. Egal, das Herzstück des abendlichen Schmauses ist sowieso das Cordon bleu und als es nach etwas Wartezeit eintrifft ist gleich klar, dass das Prädikat «XXL» nicht aus der Luft gegriffen ist. Vorne und hinten ragt es aus der Mulde des ohnehin schon gut dimensionierten Tellers hinaus, die mit der Zitrone um die Wette strahlenden Pommes Frites blitzen gerade noch so dahinter hervor. Wir gönnen uns einen Moment, um den Anblick zu geniessen, dann geht es mit herzlichen «Guten Appetit»-Wünschen und gezücktem Besteck ans Eingemachte. Die Panade verliert auch bei näherer Bekanntschaft nichts von ihrem Charme, ein kritischer Blick auf die Unterseite offenbart, dass sie tatsächlich rundum gleichmässig getönt und knusprig ist. Beim Anschnitt zeigt sich ihre hervorragend ausbalancierte Textur, die sowohl genug Substanz mitbringt, um im Mund ordentlich zu krachen aber gleichzeitig dünn genug bleibt um nicht störend aufzufallen. Einen eher dezenten Auftritt leistet sich auch der Käse, der zwar in erfreulich grosser Menge reingepackt wurde und sich klebrig an die Gabel schmiegt aber in Sachen Würze leider keine Bäume auszureissen vermag. Die Hauptrolle in der Kategorie «Aroma» liegt ihm daher nicht, seine Stärke liegt im hintersinnigen nussigen Abgang. Da das Schweinefleisch ebenfalls geschmacklich überraschend blass und mit einer durchzogenen, fast schon ins chätschige reichenden Konsistenz daherkommt, muss sich mein Gaumen damit abfinden, dass heute Abend keine kulinarischen Entdeckungen auf ihn warten. Oder etwa doch? Ein beiläufiger Griff zu einem unter dem Cordon bleu liegenden Pommes Frites führt dazu, dass ich mich mehrere Minuten lang nur den Kartoffelstiften widme. Gut gewürzt, kleiner geschnitten als gewohnt und geradezu delikat liefern sie den Funken Abwechslung, den ich im grossformatigen Cordon bleu vermisse. Meiner Begleitung geht es ähnlich, als die Teller leer sind müssen wir aber zugestehen, dass wir uns nicht übersatt fühlen. Die Lust auf ein Dessert will trotzdem nicht so recht aufkommen, stattdessen winkt der Abstieg zum Hauptbahnhof.

Es ist wieder einmal eine Rezension, bei der meine persönlichen Vorlieben stärker spürbar sind als sonst. Handwerklich macht das Küchenteam des Restaurant Haldenbach bei ihrem grossen Cordon bleu sehr viel richtig, die vorzügliche Panade und mehr als ausreichend vorhandene Füllung können dies bezeugen. Beim Geschmack fehlt es mir an klaren Höhepunkten und Abwechslung, die einen über die gesamte Portion hinweg begleiten. Die gepflegte Einrichtung und wunderbare Atmosphäre des Lokals sorgen trotzdem für eine Empfehlung meinerseits. Ob die Grösse des Cordon bleus etwaige Ungereimtheiten aufwiegt könnt ihr jetzt ja für euch selbst entscheiden.

Bewertung

Schweins Cordon bleu XXL
5/10, «Durchschnittlich»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblog

Infos zum Restaurant

https://www.restauranthaldenbach.ch

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