Restaurant Kreuz-Schoren – Grün, grün, grün

Aussenaufnahme Eingang des Restaurant Kreuz-Schoren

Es ist wieder einmal Zeit, einer Empfehlung nachzugehen. Das Restaurant Kreuz-Schoren im beschaulichen Mühlau, beziehungsweise dessen Cordon bleus, wurde mir vor einiger Zeit als Tipp herangetragen, dem wir nun an einem lauen Frühlingsabend nachgegangen sind. Der Trip ins Grüne hatte kulinarisch Einiges zu bieten, von dem es sich zu berichten lohnt.

Die Anreise zum Restaurant führt uns vorbei an satten Wiesen und lauschigen Wäldchen zum Schoren Schachen, Heimat von etwa 40 Brutvogelarten und eines der grössten Naturschutzgebiete in der Reussebene. Das ist so idyllisch und abgelegen, wie es klingt und mit dem ÖV leider nicht sehr einfach zu erreichen, weshalb wir für den heutigen Besuch aufs Auto umgestiegen sind. Beim Reservieren hegten wir noch die Hoffnung, draussen unter dem Blätterdach der Bäume speisen zu können, aber in der schwachen Abendsonne sinkt die Temperatur in den ungemütlichen Bereich, so dass wir nach drinnen ausweichen müssen. Die freundliche und aufmerksame Bedienung hat das bereits geahnt und uns einen Ecktisch freigehalten. Das Innere des Restaurants ist stilistisch zweigeteilt, eine Seite macht mit viel Holz einen hellen und modernen Eindruck, die andere, in der wir unseren Platz haben, ist etwas traditioneller und eingelebter. Bunte Landschaftsmalereien an den Wänden sorgen neben dem dunklen Plattenboden und Holzmobiliar für Aufhellung und farbliche Abwechslung. Der leichte Geruch nach altem Rauch und die respektvollen Grüsse der anderen Gäste beim Rein- und Rausgehen runden die altherkömmliche Atmosphäre ab.

Der Spagat aus Tradition und Moderne zieht sich in der Speisekarte fort: die übersichtliche Auswahl an Cordon bleus umfasst Standardvarianten mit kleinen Eigenheiten, zum Beispiel etwas Pikantes mit Tomatenchutney, ein Älpler Cordon bleu ohne Panade dafür mit Spiegelei und sogar eine vegetarische Sorte. Beim Fleisch kann zwischen Schwein und Kalb gewählt werden. Neugierig machen mich sowohl Rolis Knobli Cordon bleu mit Knoblibutter als auch das Schoren Cordon bleu mit Basilikumpesto und Mühlauerkäse. Zum Glück hat meine Partnerin ebenfalls ein Auge auf das Schoren geworfen und ist grosszügigerweise bereit, mir einen Probierbissen abzugeben – somit kann ich guten Gewissens das Knobli bestellen. Ein Berner Cordon bleu mit Schinken, Bauernspeck und Raclettekäse macht die Bestellrunde unseres Trios komplett. Bei den Beilagen sind wir ebenfalls vielfältig aufgestellt: Spätzli mit Rahmsauce zum Berner, Pommes Frites beim Schoren und für mich die Butterrösti. Für Letztere hege ich grosse Hoffnung, denn Rösti scheint neben den Cordon bleus auch eine Hausspezialität zu sein.

Wir verkürzen uns die Zeit bis zum Essen mit Diskussionen über die Qualitäten der Landschaftsbilder an den Wänden (das Urteil fällt gemischt aus), den Gemütszustand unserer Katzen (weiterhin eigensinnig aber wohlauf) und die beeindruckende Anzahl von Gläsern hinter dem Schanktresen (wann kommen die alle zum Einsatz?). Gespräche auf so hohem Niveau macht hungrig und deshalb sind wir froh, als unsere Bestellungen eintreffen. Mein Teller präsentiert sich schick mit stolzer Zürcher Fahne im Cordon bleu, flankiert von einem einsamen Tomätchen, Zitrone und der Rösti. Ihr Anblick verspricht Knuspriges aber weckt bei mir auch die Befürchtung, dass sie zu trocken sein könnte. Die Gabel soll entscheiden. Der erste Bissen löst tatsächlich starke Gefühle aus und zwar herrlich nostalgische! So knusprig, salzig und buttrig durfte ich sie zuletzt vor vielen Jahren bei meiner Grossmutter geniessen. Es kostet einiges an Überwindungskraft, nicht die ganze Portion auf einmal zu verspeisen, aber ich bin ja für das Cordon bleu hier. Bei diesem fällt mir auf, dass an der Seite zusammen mit Käse auch etwas Grünes rausfliesst. Das wird doch wohl nicht der Knoblauchbutter sein?

Jawohl, er ist es. Und an dieser Stelle muss ich den Hut vor dieser Kreation ziehen. Üblicherweise schmecken Cordon bleus mit Knoblauch so stark nach diesem Lauchgemüse, dass man sich noch eine Woche später als professioneller Vampirkiller selbstständig machen könnte. Bei diesem Exemplar sorgt die Mischung aus Butter, Kräutern und Knoblauch dagegen für eine raffinierte Kombination, die angenehm rezent nach Knoblauch und frischen Kräutern schmeckt. Dazu gesellt sich ein sehr gutes, weil zartes und dennoch saftiges, Schweinefleisch. Die dünne, angenehm zurückhaltend gewürzte Panade sorgt für einen ordentlichen Rahmen, wobei ich mir etwas mehr Charakter in ihrer Textur gewünscht hätte. Last und leider least noch der Raclettekäse, der zwar üppig vorhanden ist, mich mit seinem Geschmack aber nicht beeindrucken kann.

Zeit für einen Blick auf die anderen Teller: Das Berner liefert soliden Genuss, nicht weltbewegend aber Speck und Käse sind immer eine passende Kombination. Beim Schoren handelt es sich um eine genauso feinsinnige Kreation wie bei der Knoblauchbutter. Der milde und charaktervolle Käse und das milde Basilikumpesto bieten einen frühlingshaften Geschmack, der perfekt zu unserem Abend passt. Alles in allem herrscht eine zufriedene Stille am Tisch. Ein leckeres Dessert könnte das schöne Erlebnis noch weiter steigern – auf der grossen Dessertkarte finden wir alle etwas Süsses zum Abschied. Meine Wahl fällt auf das Schoren Meringue mit Erdbeerglacé, das mit seiner filigranen, mundigen Art perfekt in die Reihe von durchdachten Kreationen passt, die wir hier geniessen durften.

Draussen begrüssen uns die Frösche aus dem Naturschutzgebiet mit einem regelrechten Quak-Konzert, der schöne Eindruck der Natur begleitet uns noch lange auf dem Heimweg. Das Kreuz-Schoren hat bei mir trotz eher durchschnittlicher Käsefüllung einen guten Eindruck hinterlassen und ich freue mich schon auf den nächsten Besuch.

Bewertung

Roli’s Knobli Cordon bleu
6/10, «Gut»

Detailbewertung

Hinweise zum Bewertungsschema: Bewertungsschema – Cordonblo

Infos zum Restaurant

https://www.kreuz-schoren.ch/

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1 comment

  1. Ich mag mich erinnern, es war ein wunderschöner Abend mit sehr feinen Cordon bleus! Das Highlight aber war die Rahmsauce… 😉

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